Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 53† Markt 5 1562

Beschreibung

Steinerner Fenstersturz. An der Marktfront des Hauses war in der niedrigen Sockelzone links des Eingangs als Sturz über dem linken Kellerfenster, dem ehemaligen Kellerzugang, ein Sandsteinbalken eingesetzt, der einzeilig in eingetieftem Schriftfeld erhaben ausgeführt einen Segenswunsch mit Jahreszahl trug. Das Original wurde bei der Sanierung des Gebäudes 1976/77 zerstört und am alten Ort durch eine Kopie ersetzt, deren Buchstabenformen jedoch deutlich vom Original abweichen. Der verlorene Inschriftenstein soll ursprünglich als Sturz über der Haustür gedient haben.1) Ältere Fotografien zeigen das Original bereits schlecht erhalten.

Inschrift nach Fotografie.

Schriftart(en): Kapitalis.

LWL-Denkmalpflege, Landschafts- u. Baukultur in Westfalen [1/2]

  1. [PA]X · HVIC · DO·MVI ·2) 1·562 ·

Übersetzung:

Friede sei mit diesem Haus.

Kommentar

Die Kapitalis des Originals ist gekennzeichnet durch V mit keilförmig verbreiterten Hasten und M mit schrägen Schäften und bis zur Halbzeile reichendem Mittelteil; S-förmige 5 und spitze 2.

Die Jahreszahl 1562 gilt als Baujahr des Hauses, das ursprünglich als privates Wohnhaus diente, aber nach dem Dreißigjährigen Krieg in den Besitz der Stadt gelangte. Im Jahr 1697 ist es erstmals als Sitz der Ratswaage bezeugt.3) Der lateinische Friedenswunsch für das Haus entstammt zwar ursprünglich der Bibel (Lc 10,5; Mt 10,12), da die Formel Pax huic domui jedoch auch den katholischen Hausweihritus einleitet, dürfte eher die allgemeine Geläufigkeit dieser liturgischen Formel ihre sinnfällige Verwendung als Hausinschrift angeregt haben.4)

Anmerkungen

  1. Das Gebäude, ein zweigeschossiges giebelständiges Haus, schließt die Häuserzeile zwischen Markt und Kramerstraße an der Westseite des Marktplatzes nach Süden. Die beiden linken Drittel der Marktfront stammen noch aus dem 16. Jahrhundert. 1976/77 wurde die in ihrer Originalsubstanz weitgehend erhaltene Fassade nach Baubefund restauriert und partiell rekonstruiert. Einzelberichte 1977–79, S. 540–542. BKD Lemgo, S. 758–761.
  2. So auch Benedictio domorum, Rituale Romanum, Vatikan 1944, tit. VIII, cap. 4 u. 5. Das gleiche Hausweihformular findet sich im Rituale Romanum, Antwerpen 1625, S. 229f.
  3. BKD Lemgo, S. 758f.
  4. Die bei Schmülling, Hausinschriften, erwähnten Beispiele für diesen Hausspruch datieren 1593 (S. 28 u. 30) und 1631 (S. 57).

Nachweise

  1. Fotografie, dat. 1969, WAfD Münster.
  2. Meier, Geschichte, S. 110.
  3. BKD Lemgo, S. 759 mit Abb. 892.
  4. Einzelberichte 1977–79, S. 542.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 53† (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0005300.