Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 36 Mittelstr. 26 1546

Beschreibung

Werkstein und Stein mit Sonnenuhr. Das bis 1973 gut erhaltene giebelständige Steinhaus mit Erd- und Zwischengeschoß wurde beim Umbau zum Kaufhaus zerstört bis auf seine zur Mittelstraße gewandte Fassade aus verputztem Bruchstein mit Werksteinelementen; Fassung modern.1) Kaffgesimse gliedern die breite, dreiachsige Straßenfront über dem Erd- und Zwischengeschoß in einen dreigeschossigen Giebel, der von einer großen querformatigen Tafel mit drei Obelisken bekrönt wird. Seitliche Kragsteine mit Reliefschmuck, über dem ersten und zweiten Geschoß mit Fialhelmen besetzt, markieren die Giebelstufen. Die bekrönende Giebeltafel enthält in ihren seitlichen Rahmenstreifen zwei figürliche Darstellungen, vielleicht Allegorien des Gehör- und Gesichtssinns.2) Im obersten Giebelgeschoß ist zwischen den Fenstern ein querrechteckiger Werkstein eingesetzt. Er trägt das Datum A und zeigt im schmalen Streifen oberhalb der erhaben ausgeführten Inschrift ein kleinfiguriges, stellenweise beschädigtes Flachrelief mit einer Darstellung des sogenannten Luderziehens oder Strebkatzenspiels.3) Der unterhalb des Baudatums angebrachte Stein mit der Sonnenuhr wurde 1950 durch eine Kopie ersetzt.4) Die erhabenen Ziffern (B) verlaufen in einer vertieften Leiste links, unten und rechts um den Stein.

Maße: Bu. ca. 10 cm (A), ca. 6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    Anno M ccccc xlvi

  2. B

    6 7 8 9 / 10 11 12 1 2 / 3 4 5 6

Kommentar

Der Versal A in symmetrisch spitzer, breiter Form mit nach links herübergezogenem Mittelbalken; das M ist durch Dornen am linken Schaft verziert; das x besteht aus senkrecht gestelltem Linksschrägschaft, dessen Enden oben und unten umgebrochen sind, einem breiten Balken und einem als Haarstrich ausgeführten Rechtsschrägschaft, dessen unteres Ende eingerollt ist.

Der Erbauer des Hauses von 1546 ist unbekannt. Damals wurden Teile von Vorgängerbauten aus dem 14./15. Jahrhundert mit in den Neubau des Wohnhauses einbezogen.5) Die Besitzgeschichte ist erst seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bekannt, als der 1591 datierte Kamin für die Deele (Nr. 115) und 1593 das zugehörige Nebenhaus Mittelstr. 24 (Nr. 121) über der Tordurchfahrt entstanden.

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 791. Einzelberichte 1967–73, S. 560f.
  2. Vgl. BKD Lemgo, S. 794.
  3. Ebd., S. 801 mit weiteren Angaben zur Literatur.
  4. Ebd., S. 792. Das Aussehen der Fassade im späten 19. Jahrhundert dokumentiert eine Zeichnung von Emil Zeiß von 1863, ebd., S. 790, Abb. 939.
  5. Dazu: BKD Lemgo, S. 791–794. Kaspar, Bauen, S. 314.

Nachweise

  1. Zeiß, Zeichnung, dat. 1863, LLB Detmold, Lippe-Bildsammlung, 4 L 106.
  2. Rädeker, Häuser, S. 65.
  3. BKD Lemgo, S. 792.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 36 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0003600.