Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 33 Rathaus, Apothekenbau 1522

Beschreibung

Steinerner Fenstersturz. Der Apothekenbau ist der nördliche von vier Einzelbauten, die die Schaufront des Rathauses nach Westen zum Marktplatz bilden. Seine schlichte Giebelseite wendet er nach Norden zur Mittelstraße. Bruchstein, verputzt, mit Werksteingliederung aus hellem Sandstein, in Rotbraun von weißen Flächen abgesetzt, Fassung von 1978.1) Der zweigeschossige Bau mit umlaufenden Kaffgesimsen trägt an der Nordwestecke über dem Gurtgesims beidseitig das Stadtwappen im Flachrelief. Die Marktseite öffnete sich im Erdgeschoß ursprünglich zum Bogengang mit vier flachen Arkaden auf Rundpfeilern. Drei dieser Arkaden, die bei der Erweiterung der Ratsapotheke um die bestehende zweigeschossige Auslucht 1611/12 (Nr. 176) vermauert erhalten blieben, sind seit 1964 als Blendbögen wieder freigelegt.2) Die drei Obergeschoß-Fenster darüber besitzen einfache Rechteckrahmen. An dem in der Mitte überhöhten Sturz des rechten, südlichen Fensters ist eine Jahreszahl eingehauen, einzeilig von eingetiefter Linie rechteckig eingefaßt, mittig darüber ein Steinmetzzeichen3).

Maße: H. ca. 30 cm; B. ca. 150 cm; Bu. ca. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. m · ccccc · xxij ·

Kommentar

Die Jahreszahl 1522 bezieht sich auf den Umbau des bis dahin als Niggehuis bezeichneten Gebäudes, dessen ursprüngliche Funktion unbekannt ist, zur Ratsapotheke. Das zwischen Marktplatz und Nikolaikirchhof liegende Rathaus besteht aus fünf Einzelbauten, die vom 14. bis ins frühe 17. Jahrhundert allmählich zum heutigen Ensemble anwuchsen und dessen architektonischer Gesamteindruck wesentlich von der regen Bautätigkeit des späteren 16. Jahrhunderts bestimmt ist. Den Ausgangspunkt bildete der um 1350/60 (nach wohl bereits zwei Vorgängerbauten des 13. Jahrhunderts) am Nikolaikirchhof als durchgehender Langbau errichtete Saalbau (im 16. und 18. Jahrhundert grundlegend umgestaltet), dem an der Westseite vier weitere – teilweise ältere Bauten ersetzende – Gebäude angefügt wurden. Sie begrenzen als westliche Rathausfront den gesamten Marktplatz an der Ostseite. In der Mitte als giebelständiger Querbau die Alte Ratkammer (um 1480), daran als traufenständige Parallelbauten zum Saalbau seitlich anschließend im Norden der spätere Apothekenbau (1522), im Süden das Winteppenhaus (1589) und die Neue Ratsstube (1589). Die fünfteilige Baugruppe wird zur Mittelstraße vor der Saalbau-Giebelseite vervollständigt durch die Laube (1565) mit der Kornherrenstube (1589) darüber und durch die Apotheken-Auslucht (1611/12) auf der Marktseite an der Nordwestecke des Apothekenbaus.4)

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 501.
  2. Ebd., S. 526.
  3. BKD Lemgo, S. 511, Nr. 9 u. Abb. 12.
  4. Ebd., S. 477–509 zur Baugeschichte des Rathauses, S. 498–501 u. 525f. zum Apothekenbau.

Nachweise

  1. BKD Lemgo, S. 526 mit Abb. 596.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 33 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0003306.