Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 11† St. Marien 1435

Beschreibung

Epitaph des Hermann Cothmann. Ehemals an der südlichen Stiftsmauer zum Friedhof, nach etwa 1900 zunächst im Nordschiff der Marienkirche, seit der Restaurierung 1965 verloren.1) Der hochrechteckige Stein zeigte im eingetieften Innenfeld im Relief das große Vollwappen des Verstorbenen mit einer Initiale (A) darin links neben der Darstellung des stehenden Schmerzensmannes. Auf dem nach innen abgeschrägten Rand des Epitaphs umlaufend ein Sterbevermerk mit Fürbitte (B) in erhabenen Buchstaben. Das Epitaph wurde um 1730 durch Aushauen zweier Stücke des Innenfeldes beschädigt, beeinträchtigt waren dadurch die Christusfigur und der Wappenschild.2)

Inschriften nach Fotografie.

Maße: H. 175 cm; B. 118 cm.3)

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (B).

LWL-Denkmalpflege, Landschafts- u. Baukultur in Westfalen [1/1]

  1. A

    C

  2. B

    Anno · d(omi)ni · millesi(m)o · cccco · / xxxvo · Jn · cra(sti)no · beati · Johanis · Bap/tiste4) · // ob//iita) h(er)manus / Cahteman · cu//i(us)b) · a(n)i(m)a · req(ui)escat · i(n) pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1435 am Tag nach (dem Fest) des heiligen Johannes des Täufers starb Hermann Cothmann. Seine Seele ruhe in Frieden. (B)

Wappen:
Cothmann5)

Kommentar

Über Hermann Cothmann ist nicht viel bekannt, er läßt sich lediglich um 1432 als Ratsmitglied belegen. Er starb der Überlieferung zufolge an einer Verwundung, die er sich 1435 in der Schlacht auf der Veltheimer Masch zwischen Osnabrücker und Lemgoer Truppen auf der einen und Mindener Truppen auf der anderen Seite zugezogen hatte.6) Der Inhalt des Cothmannschen Wappens – das bekrönte C – gab der Familie im 18. Jahrhundert Anlaß zu der irrigen Annahme, daß ihr Vorfahre Hermann von Kaiser Karl IV. in den Adelsstand erhoben worden sei.7)

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung des Textes durch die Füße des Schmerzensmannes.
  2. i hochgestellt. Unterbrechung des Textes durch die Helmdecke.

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 311. Friedrich Pahmeier äußert sich am 11.1.1974 in einem Brief an Dr. Hitzemann empört darüber, daß das Epitaph „zerkloppt und zur Fundamentierung des Weges im Pfarrgarten verwendet wurde.“ (abgedruckt in: Friedrich Pahmeier, Beiträge zur Kulturgeschichte des Handwerks an Beispielen repräsentativer Bauwerke des Weserraumes des XVI. und XVII. Jahrhunderts, o.O., o.J).
  2. Die Beschädigung dieses Epitaphs und auch des Cothmannschen Epitaphs Nr. 153 belegt die Akte Sta Lemgo, A 7333 aus dem Jahr 1732. Danach hatte Daniel Gevekot in einem Gerichtsprozeß gegen Johann Arnd Hoffmeister die Epitaphien als Beweisstücke für die Ansprüche seiner Ehefrau auf die Cothmannschen Begräbnisstellen angeführt. Einem in der Akte liegenden Schreiben nach sollte Gevekot 1732 angewiesen werden, den aus dem Cothmannschen Epitaph unrechtmäßig entfernten Stein wieder zurückzugeben. Hier ist also nur von einem Stein die Rede, obwohl offensichtlich mehrere Teile der beiden Epitaphien ausgehauen bzw. demontiert wurden. Näheres geht aus der Akte nicht hervor, auch keine genaue Begründung für dieses seltsam anmutende Vorgehen.
  3. Maßangaben nach BKD Lemgo, S. 311.
  4. 25. Juni.
  5. Wappen Cothmann (bekröntes C). Seit dem 16. Jahrhundert führen Angehörige der Familie ein doppeltes bekröntes C (vgl. Nr. 56, 153, 156). Gerlach, Cothmann, Nr. 12, vermutet, daß dies auf die Aufspaltung der Familie in zwei Linien zurückzuführen ist und zu deren Unterscheidung diente.
  6. Zur Biographie vgl. Gerlach, Denkwürdigkeiten, S. 10f. Gerlach, Patrizierfamilie, Nr. 12. Meier, Geschichte, S. 63.
  7. Dazu Gerlach, Denkwürdigkeiten, S. 11.

Nachweise

  1. Fotografie, um 1900, WAfD Münster (Foto Ohle Lemgo).
  2. BKD Lemgo, S. 310f. mit Abb. 339.
  3. Hoppe, Lemgo, S. 37 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 11† (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0001106.