Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 105† Lemgo-Entrup, Donopscher Hof 1588

Beschreibung

Torbalken. Das nicht mehr erhaltene, in Fachwerk errichtete Wirtschaftsgebäude (Scheune?) trug am Torbalken links von einem Stichbalkenkopf ein Datum mit Wahlspruch (A), rechts einen religiösen Spruch (B), beide erhaben geschnitzt. Vor dem Baudatum ein Wappen.

Inschrift nach Fotografie.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis und Minuskeln.

Weserrenaissance-Museum Schloß Brake [1/1]

  1. A

    · Anno · CriSTi · 1588 /Godt · IS · mjn · RADT · / Vnde · mines · HAVSes · HODer ·

  2. B

    WEN · GODT · GIFFt · DEN · / GVNSt ·So · ArBEDET · KEIN · / MINSke VMMESVNSt

Übersetzung:

Gott ist mein Rat und meines Hauses Hüter. (A)

Wenn Gott (seine) Gunst gibt, so arbeitet kein Mensch umsonst. (B)

Versmaß: Deutscher Reimvers (B).

Wappen:
unbekannt1)

Kommentar

Charakteristische Elemente der frühhumanistischen Kapitalis sind hier A mit gebrochenem Mittelbalken, offenes D, spitzovales O, flachbogiges C, H mit ausgebuchtetem Mittelbalken und N mit eingezogenem Schrägschaft. Als Worttrenner konturierte Rauten.

Den gedanklichen Hintergrund der Inschrift bildet der erste Vers aus Psalm 127: Wo der Herr nicht das Haus bawet / so erbeiten umb sonst / die dran bawen. Die ebenfalls als Inschrift überlieferte gereimte Version dieses Verses (Wo Gott zum haus nicht gibt seine gunst / so erbeit jedermann umbsonst)2) wird hier aus dem direkten Bezug auf den Hausbau gelöst und ins Positive gewendet.

Das adelige Gut Entrup wurde im Jahr 1587 vom lippischen Landesherrn der Adelsfamilie von Offen übergeben. Damals entstand das 1588 datierte Wirtschaftsgebäude, welches wohl auch das Offensche Wappen am Torbogen getragen haben dürfte. Seit 1685 gehörte der Entruper Adelshof der Familie von Donop, nach der Parzellierung des Gutes 1812 waren noch zwei oder drei seiner Fachwerkbauten erhalten, deren Ensemble eine 1881 datierte Bleistiftzeichnung von Carl Dewitz zeigt.3)

Anmerkungen

  1. Die von Dewitz angefertigte Skizze des Wappens (LLB Detmold, Lippe-Bildsammlung, 2 E 2) zeigt oben im Schild einen Engelskopf, der sich jedoch nicht mit dem Wappen der Familie von Offen (vgl. Kommentar) in Einklang bringen läßt, das einen mit gestümmelten Ästen belegten Balken zeigt (vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 96). Auf der Fotografie aus dem Nachlaß Otto Gaul ist der Wappeninhalt nicht zu erkennen.
  2. Vgl. DI 45 (Goslar), Nr. 87 (1566) und zur Überlieferung Schmülling, Hausinschriften, S. 114.
  3. Dewitz, Zeichnung, dat. 1881, LLB Detmold, Lippe-Bildsammlung, 2 E 1. Zur Geschichte: Herbert Stöver, Entrup am Ausgang des Mittelalters. In: HL 6, 1982, S. 171–174. Preuß, Alterthümer2, S. 117. Henkel, Donop, 1901, S. 45.

Nachweise

  1. Fotografie, undat., WRM Schloß Brake, Nachlaß Otto Gaul.
  2. Dewitz, Zeichnung, dat. 1881, LLB Detmold, Lippe-Bildsammlung, 2 E 2.
  3. Preuß, Alterthümer2, S. 117.
  4. Friedrich Henkel, Donop, 1901, S. 45.
  5. Wehrhan, Hausinschriften, S. 8.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 105† (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0010507.