Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 92 Mittelstr. 104 um 1580

Beschreibung

Fragment eines Wappensteins. 1964 bei der Sanierung des Hauses Mittelstr. 104 entdeckt, seit 1972 an dessen Ostseite in der Fußgängerpassage zur Echternstraße eingemauert.1) Die querrechteckige helle Sandsteinplatte ohne Einfassung ist unten durch ein Faszienprofil mit Perlstab abgeschlossen. Das flächenfüllende Relief zeigt eine nackte weibliche Gestalt mit Blätterschurz und Rollwerk-Kopfputz, die als Schildhalter mit seitlich weit ausgestreckten Armen breitbeinig zwischen zwei Wappen hockt. Der rechte Wappenschild mit erhaben ausgeführten Initialen darin ist vollständig erhalten, das Gegenstück auf der linken Seite noch angeschnitten erkennbar. Der Schildhalter nimmt die linken zwei Drittel des Fragments ein, am rechten Plattenrand neben dem Wappen eine Blumenvase.

Maße: H. 37,5 cm; B. 84 cm; Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. K // H

Wappen:
unbekannt2)

Kommentar

Die Buchstaben besitzen keilförmig verbreiterte Schaftenden, H mit ausgebuchtetem Mittelbalken.

Die vermutlich für eine Frau stehenden Initialen lassen sich nicht auflösen, da die Hausbesitzer nicht nachgewiesen werden können. Format und Dekoration des Fragments lassen vermuten, daß die Wappenplatte ehemals entweder außen an einer Brüstung oder aber vielleicht innen als Supraporte angebracht war.3) Das steinerne Giebelhaus Mittelstr. 104, dessen Erbauungszeit 1555 oder 1570/80 angesetzt wird, besaß vor dem rechten Fassadendrittel eine später abgebrochene Auslucht, die als Träger der Wappenplatte in Frage kommt und deren auch für das Fragment vorgeschlagene Datierung um 1580 Schriftbefund und Ornamentik der Platte nicht widersprechen.4)

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 877.
  2. Wappen unbekannt (Laubbaum).
  3. Die ursprüngliche Zugehörigkeit zu einem Kamingewände, wie in den BKD Lemgo (S. 877) alternativ zur Brüstung vorgeschlagen, erscheint in Anbetracht der erhaltenen Plattenbreite eher unwahrscheinlich.
  4. Die Datierung des Hauses Mittelstraße 104 läßt sich nur erschließen: BKD Lemgo, S. 876 („vermutlich 1555“), ausgehend von dem anderen, beim Umbau 1964 aufgetauchten Fragment mit der Jahreszahl 1555 (vgl. Nr. 46). Die Datierung der Auslucht um 1580 ist nicht näher erläutert. Einzelberichte 1962–66, S. 351, datieren das Haus „1570/80 unter Beibehaltung älterer Mauern“. Die Fassade hat ihre ursprüngliche Gestalt durch gravierende Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert heute weitgehend verloren.

Nachweise

  1. BKD Lemgo, S. 876f. mit Abb. 1064.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 92 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0009200.