Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 59: Lemgo (2004)
Nr. 71 Detmold, Westfälisches Freilichtmuseum 1570
Beschreibung
Torbogen. Fachwerkhaus, ehemaliges Haupthaus des Hofes Führing (Kol. Nr. 2) in Wittighöfen, das zur Altgemeinde Leese und heute zur Stadt Lemgo gehört. Das Gebäude wurde 1968 abgebaut und 1971–73 als Haupthaus des rekonstruierten „Lippischen Meierhofes“ im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold wiedererrichtet.1) Am rundbogigen Deeleneingang ist in die linke Hälfte des Torbalkens das Baudatum eingeschnitzt.
Maße: Bu. ca. 10 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ANNO 1 · 5 · 7 · 0
Anmerkungen
- Zur älteren Baugeschichte und Funktion des Hauses vgl. Heinrich Stiewe, Zehntscheune oder Meierhaus? Neue Erkenntnisse und Datierungen zur Baugeschichte des Haupthauses auf dem „Lippischen Meierhof“. In: Beiträge zur Volkskunde und Hausforschung 7, 1995, S. 195–208 mit der älteren Literatur.
- Ebd.
Nachweise
- Dewitz, Zeichnung, LLB Detmold, Lippe-Bildsammlung, 3 L 3.
- Gaul, Zierschnitzereien, Abb. IV, 4.
- Pahmeier/Süvern, ILL Lemgo, TB 20–41.
- Stefan Baumeier, G. Ulrich Großmann, Wolf-Dieter Könenkamp, Museumsführer, Westfälisches Freilichtmuseum Detmold, Landesmuseum für Volkskunde. Detmold 1982, S. 122.
Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 71 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0007108.
Kommentar
Aktuelle bautechnische und dendrochronologische Untersuchungen des großen Fachwerk-Ständerbaus ermöglichen die genauere Rekonstruktion der älteren Baugeschichte und ursprünglichen Funktion des Gebäudes. Das Haupthaus wurde 1570 zunächst als Meierhaus in Form eines durchgehenden Zweiständer-Hallenhauses mit Flett erbaut und entgegen früherer Annahme nicht schon um 1600, sondern erst Anfang des 18. Jahrhunderts um einen Wirtschaftsteil verlängert und um ein Kammerfach zur heutigen Baugestalt erweitert. Dieses Ergebnis widerlegt die frühere These, das 1570 errichtete große Gebäude habe dem reichsunmittelbaren Kanonissenstift Herford, zu dessen Grundherrschaft der Hof damals gehörte, als Zehntscheune gedient. Da lippische Meierhöfe des 16. Jahrhunderts mit ähnlich großen Zweiständerbauten als Haupthaus belegt sind, wertet man deren Größe als Beleg für den wirtschaftlichen Aufschwung der Agrarproduktion im Weserraum vor dem Dreißigjährigen Krieg.2)