Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 65 Heustr. 11 1568, 17. Jh.

Beschreibung

Schwellbalken und Kopfbüge. Zweigeschossiges giebelständiges Fachwerkhaus an der Ecke zur Beguinenstraße, die Fassade zur Heustraße mit breitem Deelentor links der Mitte. Am zweigeschossigen Giebeldreieck, das über Stichbalken vorkragt, Zierschnitzereien: verschiedenartige Schnürrollen an Füllhölzern und Schwellenkanten, darüber an der unteren Giebelschwelle Blattranken und in der Mitte das Datum A, erhaben in zeilenhoch eingetieftem Schriftfeld, in Gold auf Blau. An den Brüstungsbohlen Fächerrosetten. Nach zeitweiliger Veränderung im 19. Jahrhundert wurde der Torbogen 1976/77 wiederhergestellt.1) Beide Pfosten sind innen profiliert und auf Bügenhöhe mit kleinen Arkaden beschnitzt, die jeweils ein umkränztes Medaillon rahmen, darin links die Lippische Rose, rechts die Lippische Rose im Schild. Die Kopfbügen sollen von „einer barocken Scheune bei Leese“ (BKD Lemgo), heute Ortsteil von Lemgo, beziehungsweise einer „Scheune bei Lage“ (WAfD Münster) stammen, ihre genaue Herkunft ist unbekannt. Beide Bügenhölzer tragen Medaillons mit heraldischen Motiven, rechts ist darüber die in Gold gefaßte Meisterinschrift B eingeschnitzt.

Maße: Bu. ca. 10 cm (A), ca. 8 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A), Kapitalis (B).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    Anno d(o)m(ini) · 1 · 5 · 68 ·

  2. B

    M(EISTER) · IOR(GEN) · L · M · B(AU)M(EISTER) ·

Wappen:
Lippe oder Lemgo2)

Kommentar

Die Worttrenner der Inschrift A in Form von Quadrangeln mit nach oben und unten angesetzten Zierhäkchen.

Als möglicher Bauherr des 1568 datierten Fachwerkhauses gilt Arndt Prott (* um 1544, † kurz nach 1606), Lemgoer Baumwoll- und Drellweber sowie Küster von St. Marien.3)

Die erst 1976/77 dem Deelentor hinzugefügten Kopfbügen sind für die Baugeschichte des Hauses Heustr. 11 nicht relevant. Aufgrund ihrer möglichen Provenienz aus dem Lemgoer Ortsteil Leese ist ihre Inschrift jedoch im Lemgoer Bestand zu berücksichtigen. Die allgemeine stilistische Einordnung des Scheunenbaus in die Barockzeit bietet keine brauchbare Datierungsgrundlage.4) Auch die Kapitalis der Inschrift B zeigt keine spezifischeren Merkmale, die eine genauere Datierung als allgemein auf das 17. Jahrhundert zulassen würden. Die Initialen, die für den Nachnamen des Baumeisters stehen, lassen sich nicht auflösen.

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 715.
  2. Lippische Rose, vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 1, S. 46 u. Tafel 102.
  3. Zur Besitzgeschichte: BKD Lemgo, S. 715, und zwei Artikel gleichen Inhalts vom heutigen Eigentümer Hannes Donat, Ein Architekt will in der Stadt wohnen. In: LH 1, 1978, S. 8–10. Ders., Einst Ackerbürgerhaus – heute Architektendomizil. In: Die Kunst 96, 1984, S. 699–702.
  4. BKD Lemgo, S. 715f.

Nachweise

  1. Schacht, Sta Lemgo, Bibl. 517, S. 174 (A).
  2. Rädeker, Häuser, S. 67 (A).
  3. BKD Lemgo, S. 715f.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 65 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0006503.