Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 24 Weserrenaissance-Museum Schloß Brake 15. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Ohne Marken und Beschauzeichen. Der Kelch, der Eigentum des Stifts St. Marien ist, befindet sich als Dauerleihgabe im Weserrenaissance-Museum Schloß Brake. Runder Fuß mit profilierter und mit einem Perlband verzierter Zarge, zum runden Schaft hin ansteigend. In die Fußplatte ist eine umlaufende Stifterinschrift mit Fürbitte (A) vor kreuzschraffiertem Zeilengrund leicht erhaben eingraviert, die Ober- und Unterlängen greifen über die Zeile hinaus. Am Textanfang ein vollplastischer Kruzifixus auf graviertem Kreuz mit lilienförmigen Enden, am oberen Kreuzbalken ein Schriftband mit dem Titulus B. Auf der gegenüberliegenden Seite das von einer Engelsfigur im Flachrelief gehaltene Stifterwappen. Die beiden runden Schaftstücke mit eingravierten Blattranken sind von dünnen Perlreifen eingefaßt. Flach gewölbter Nodus mit sechs blütenähnlichen Rotuli zwischen mit Maß- und Blattwerk verzierten Lanzettbuckeln. Schlichte trichterförmige Kuppa.

Maße: H. 18 cm; Dm. 14,2 cm (Fuß), 10,3 cm (Kuppa); Bu. 0,9 cm (A), 0,05 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, in A mit Versal.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/3]

  1. A

    Dessen · kelk · heft · ghegheven · bertelt · herentreig · des · got · sine · sele · helbe ·

  2. B

    i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udaeorum) 1)

Übersetzung:

Diesen Kelch hat Bertold Herentreig gegeben, wofür Gott seiner Seele helfen möge. (A)

Wappen:
Herentreig2)

Kommentar

Die Inschrift A in einer für die Goldschmiedeinschriften der damaligen Zeit typischen, sehr dekorativen Form wird hier zum vorherrschenden Schmuckelement des Kelches. Die Oberlängen teilweise gespalten in einen eingerollten linken und einen keilförmigen rechten Teil; t mit eingestecktem Balken nach rechts, der mit einem bis auf die Grundlinie reichenden Zierstrich versehen ist. Worttrenner in Form von Blattornamenten, Kreuzchen und einem Quadrangel mit eingerollten Seiten. Am Wortende von got erwächst aus dem Zierstrich des t der Worttrenner in Gestalt eines Blattornaments, am Wortende von Dessen und sine wächst das Blattornament aus dem letzten Schaft- bzw. Bogenende hervor.

Die Form des Kelches mit rundem Fuß und trichterförmiger Kuppa läßt nur eine allgemeine Datierung auf das 15. Jahrhundert zu. Auch die verzierte, voll ausgeprägte gotische Minuskel erlaubt keine engere Datierung, da sie in Goldschmiedeinschriften lange Zeit Verwendung findet. Der in der Inschrift genannte Stifter des Kelches Bertold Herentreig ließ sich in Lemgo nicht nachweisen.

Anmerkungen

  1. Io 19,19.
  2. Wappen Herentreig (gespalten, rechts Vogelkralle, links halber Staffelgiebel).

Nachweise

  1. Schacht, Sta Lemgo, Bibl. 517, S. 173.
  2. BKD Lemgo, S. 395 mit Abb. 445 u. 446.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 24 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0002407.