Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 21 St. Marien 2. H. 15. Jh.?, 1559, 1565, 1586, 2. H. 16. Jh.

Beschreibung

Graffiti (Initialen und Namen, teilweise mit Datum) am Sakramentshäuschen an der östlichen Wand des Südchores. Am linken Pfeiler der Frontseite das Graffito A, in der linken Blendnische über der Heiligenfigur das Graffito B. Am Mittelpfeiler der Frontseite C, im Blendfenster rechts daneben unter der Heiligenfigur D, über dem Blendnischenbogen E, am rechten Eckpfeiler vorne F, auf der rechten Seite des rechten Eckpfeilers G–I, im linken Blendfenster der rechten Seite J und K. Am Mittelpfeiler der rechten Seite die Graffiti L und M, in der rechten Blendnische N, am Pfeiler zur Ostwand O. Auf die Wiedergabe von an anderen Stellen stehenden Einzelbuchstaben oder Ritzungen wird hier verzichtet.

Maße: Bu. 1–2,5 cm.

Schriftart(en): Minuskeln mit Versal (A), gotische Majuskel (Vorname C), sonst Kapitalis, gelegentlich mit einzelnen Minuskeln.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]

  1. A

    Corff

  2. B

    IOHAN BIHR a)

  3. C

    IOHAN / AVIZe(N)VS / ANN

  4. D

    IOHAN / VOLMARVM

  5. E

    SCB

  6. F

    H V

  7. G

    GEORgIVSb) / BEgEc) / ALIAS KROP / 1565

  8. H

    HF

  9. I

    N I

  10. J

    A . N

  11. K

    A : NIEWOLT / A(NNO) 1559

  12. L

    GE BEGE

  13. M

    JOHANNES / gleide / ANNO DOM/INI / 1586

  14. N

    G . BEG

  15. O

    A N

Kommentar

Da das Sakramentshäuschen nach kunsthistorischer Einschätzung in den Jahren 1460–70 errichtet wurde,1) kommt als frühestmöglicher Zeitpunkt für die Anbringung der Graffiti die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts in Betracht. Durch die Schriftart ist das Graffito C des Johann Avizenus deutlich älter als die anderen Graffiti, da sich hier noch Buchstaben der gotischen Majuskel wie unziales H und rundes N finden, und könnte noch im 15. Jahrhundert entstanden sein.

Arnd Niewald wurde im Jahr 1570 als Bürger aufgenommen und ist in den Senatsprotokollen in der Zeit von 1583 bis 1590 mehrfach nachzuweisen.2) Johann Gleide wurde um 1545 als Sohn des gleichnamigen Ratsherrn geboren und 1563 als Bürger aufgenommen; 1596 amtierte er als Deche des Wulneramtes.3) Die anderen Personen lassen sich nicht sicher belegen.

Textkritischer Apparat

  1. Unsichere Lesung.
  2. Das erste G ist als Versal gestaltet.
  3. Möglicherweise gehörte ein zwischen dieser Zeile und der nächsten ansatzweise geritztes M noch zum Namen. Dafür könnte sprechen, daß der Name Begemann in Lemgo nachweisbar ist (Bürgerbuch, Register, S. 458), allerdings nicht in Kombination mit dem Vornamen Georg.

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 292.
  2. Bürgerbuch, Nr. 770 sowie Angaben der Plögerschen Sammlung (Niewald), Sta Lemgo, mit Nachweisen der Quellen. Danach erklärte Arnd Niewald im Jahr 1591, er sei ca. 47 Jahre alt, d. h. er hätte das Graffito etwa im Alter von 15 Jahren geritzt.
  3. Bürgerbuch, Nr. 999 sowie Angaben der Plögerschen Sammlung (Gleide), Sta Lemgo, mit Nachweisen der Quellen. Danach gab Johann Gleide 1605 an, ca. 60 Jahre alt zu sein, d. h. er hätte das Graffito etwa im Alter von 41 Jahren geritzt.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 21 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0002103.