Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 50† Lützen, St. Viti 1477

Beschreibung

Ehemals die „Schlag-Glocke“1) bzw. „Viertelstundenglocke“ des spätmittelalterlichen Geläuts, auch als „Arme-Sünder-Glöcklein“ bezeichnet.2) Auf der Platte, zwischen den mit Stegen verzierten Kronenbügeln schmale erhabene Kreuze, deren Enden mit großen Punkten besetzt sind. An der Schulter, zwischen zwei Stegpaaren Gebet und Jahresangabe aus erhabenen Buchstaben. Weitere Stegpaare unter dem Rand der Kronenplatte, am Wolm und am äußeren Rand.

Nach Fotografie, ergänzt nach BKD Prov. Sachsen 8.

Maße: D.: 54 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [1/1]

  1. + o rexa) · g[lorie · venib) · cum · pace · anno · dominic) · mo c]ccco · lxxviiod)

Übersetzung:

O König der Herrlichkeit, komme mit Frieden. Im Jahre des Herrn 1477.

Kommentar

Der Zeilenanfang war durch ein gleicharmiges Kreuz mit dreieckigen Kreuzarmen markiert; als Worttrenner wurden Quadrangel mit oben und unten ansetzenden Zierhäkchen verwendet. Das gleiche Formular und die gleichen (?) Worttrenner finden sich auf einer im selben Jahr gegossenen Glocke in Großgörschen.3) Die gemeinsame Herkunft beider Glocken aus einer Werkstatt kann nur vermutet werden, da ein genauer Schrift- und Formvergleich mit der Lützener Glocke nicht möglich ist.

Textkritischer Apparat

  1. o rex] Kein Wortabstand.
  2. veni] ueni Bürger.
  3. domini] Ohne Kürzung? dni Bürger, dmi Sommer.
  4. mo cccco lxxviio] mo · cccco · lxxviio Bürger, Sommer.

Anmerkungen

  1. Außen an der Turmhaube der Kirche hängt eine „Stundenglocke“, die vielleicht mit der bezeugten „Schlagglocke“ identisch ist (so Mai/Schneider 1981, S. 8). Sie ist aber an ihrem gegenwärtigen Anbringungsort nicht zugänglich.
  2. Bürger, Teil 1, S. 412 f. Zum Geläut gehören noch Nr. 77, 89, 118.
  3. Vgl. Nr. 49.

Nachweise

  1. Fotografie im Glockenarchiv des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Halle.
  2. Bürger, Teil 1, S. 413.
  3. Sommer 1874, S. 128.
  4. BKD Prov. Sachsen 8, S. 86.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 50† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0005000.