Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 269 Untergreißlau, St. Georgii 1633

Beschreibung

Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber mit Sechspaßfuß, sechsseitigem Stilus und einem Nodus, der aus sechs Kugeln zusammengesetzt ist. Auf drei nebeneinanderliegenden Fußsegmenten ein gleicharmiges Kreuz, flankiert von zwei Vollwappen. Auf dem Standring, unterhalb des linken Wappens zwei Goldschmiedemarken.1) An der Unterseite des Standrings ein Name und Initialen, eine Wappenbeischrift und eine Jahresangabe. Die Marken eingeschlagen, alles übrige graviert.

Maße: H.: 22,1 cm; D.: 10,8 cm (Kuppa), 13,8 cm (Fuß); Bu.: 0,5 cm.

Schriftart(en): Verschiedenartige Großbuchstaben.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Franz Jäger) [1/2]

  1. · BARWARAa) · SCHENCKIN / · ANNO 1633b) / · D(ER) · V(ON) · A(TZENDORF)c) ·

Wappen:
Schenk von Wiedebach2)Atzendorf3)

Kommentar

Sämtliche Schäfte der Buchstaben der ersten beiden Zeilen sind mehr oder minder stark geschwungen, die Bogen- und Balkenenden zumeist über die Schäfte hinausgezogen. Einzelne Schaftenden wurden mit weit ausgezogenen Sporen verziert. Das A hat einen gebrochenen Mittelbalken. Einzelne Buchstaben sind nach rechts geneigt. Die in strengeren Formen gravierten Initialen sind möglicherweise erst später angebracht worden.

Der Kelch stammt vielleicht aus der Kirche im benachbarten Ort Kößlitz-Wiedebach, der heute zur Pfarrei Langendorf gehört. In Kößlitz-Wiedebach bzw. im Ortsteil Wiedebach war seit dem 14. Jh. ein Zweig der adligen Familie Schenk ansässig, die ihrem Familiennamen den Namen des Stammsitzes hinzufügte.4) Die Stifterin des Kelches, Barbara, geborene von Atzendorf, war die Gemahlin des Christoph Schenk von Wiedebach.5) Die Wappengravuren sind von beachtlicher Qualität.

Textkritischer Apparat

  1. BARWARA] Sic!
  2. 1633] Danach vielleicht ein florales Ornament.
  3. DER VON ATZENDORF] Kapitalis.

Anmerkungen

  1. Die Marken nicht mehr erkennbar.
  2. Siebmacher VI, 12, Taf. 83. Helmzier ist dort der Rumpf eines bärtigen Mannes, hier aber eine wachsende Jungfrau, die wohl einen Kranz in den Händen hält.
  3. Siebmacher VI, 6, Taf. 4.
  4. Büttner, Teil 1, S. 351–353; Otto 1796, S. 492 f.; Schäfer 1927/1928, Nr. 20, o. S.; Trübenbach 1929, S. 8–10, 14; Nier 1956, S. 9 f. S. a. Kneschke 8, 1868, S. 144.
  5. Schwennicke 8, 1980, Taf. 145.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 269 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0026906.