Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 265† Lützen, St. Viti (1630)

Beschreibung

Epitaph für den Pfarrer Adam Hörsel, einst in der Kirche aufgerichtet und heute verloren.1) Über seine Gestaltung ist nichts bekannt.

Nach Dietmann.

  1. Hic, lector, virtus, pietas, sapientia, candor,Musa, fides, vno corpore clausaa) iacent[- - -]b)

Übersetzung:

Hier, Leser, liegen Tugend, Frömmigkeit, Weisheit, Lauterkeit, Muse und Treue in einem Körper eingeschlossen (...).

Versmaß: Elegisches Distichon.

Kommentar

Adam Hörsel, 1573 im fränkischen Ebern geboren, besuchte die Stadtschulen von Bamberg (1587–1591) und Halle (1591–1593) sowie die Stiftsschule zu Merseburg (1593–1596), bevor er nach Leipzig ging und dort zwei Jahre lang studierte. Danach wirkte er ein halbes Jahr als Kantor in Lützen und ab 1599 acht Jahre als Schulmeister an der Stiftsschule in Merseburg (Baccalaureus infimus, Conrector). 1602 wurde Adam Hörsel in Wittenberg zum Magister promoviert. Von 1607 bis 1612 war er Pfarrer in Klobikau; dann wurde er als Pfarrer und Senior nach Lützen berufen, wo er 1630 im Amte verstarb.2)

Die direkte, den Text einleitende Anrede des Lesers ist durchaus typisch für nachreformatorische Epitaphinschriften.3) Musa (= Muse) meint hier wohl künstlerische Schöpferkraft und erinnert daran, daß Hörsel in seiner Jugend Mitglied der Kurrenden in Halle und Merseburg und zeitweilig Kantor gewesen war. Der leider nur unvollständig überlieferte Text ist von einem Freund Hörsels, dem Diakon der Merseburger Stadtkirche St. Maximi, Magister Martin Hofmann, verfaßt.4)

Textkritischer Apparat

  1. clausa] Vielleicht auch für clausae?
  2. [- - -] Der Text wurde von den Kopisten mit etc. gekürzt.

Anmerkungen

  1. Es ist nach der Mitteilung bei Bürger, Teil 2, S. 215 allerdings nicht ganz klar, ob das Epitaph in Lützen oder aber in der Merseburger Stadtkirche St. Maximi errichtet worden war. In der Inschriftensammlung der Stadt Merseburg ist es nicht enthalten (vgl. DI 11, Merseburg).
  2. Matrikel Leipzig 4, S. 200; Matrikel Wittenberg 2, S. 498; Dietmann 4, 1755, S. 1024–1031.
  3. Antoni, si forte rogas, hic membra quiescent (Nr. 143); MONVMENTVM QUOD CERNIS SPECTATOR (Nr. 238).
  4. Bürger, Teil 2, S. 215; Dietmann 4, 1755, S. 1033.

Nachweise

  1. Bürger, Teil 2, S. 215.
  2. Dietmann 4, 1755, S. 1033.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 265† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0026501.