Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 263 Weißenfels, Museum nach 1628/29

Beschreibung

Farbiges Ölgemälde auf Leinwand mit Ansicht der Stadt Weißenfels und des alten Weißenfelser Schlosses von Nordosten.1) Am oberen Bildrand eine Kartusche mit Rollwerkrahmung; auf ihrem Binnenfeld der Name der Stadt weiß aufgetragen (A). Die weißen Ziffern der Datierung (B) auf dem unteren Rahmenschenkel der Kartusche mit Sicherheit erst nachträglich aufgemalt. Auf drei Vierteln des Bildes Großbuchstaben und im rechten Viertel des Bildes Kleinbuchstaben verteilt, die Bauwerke in der Stadt und in deren näherer Umgebung bezeichnen (alle zusammen Inschrift C). Die Buchstaben unvollständig, die dazugehörige Legende gar nicht erhalten. Das vermutlich allseitig beschnittene Gemälde von eher handwerklicher Qualität.

Maße: H.: 67,4 cm; B.: 126,8 cm; Bu.: 1,6–1,7 cm (A), 0,5–0,7 cm (B), 0,3–0,7 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (C), humanistische Minuskel (C).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Franz Jäger) [1/1]

  1. A

    Weiszenfels ·a)

  2. B

    1564

  3. C

    A B C D E F G H J [K] L M N O [P] Q R S T U [- - -] a b [c] d e f g [- - -]b)

Kommentar

Der erste Buchstabe in A ist reicher verziert. Die Buchstaben von C sind sehr zart und dünn aufgetragen und haben kaum ausgeprägte Merkmale.

Die ursprüngliche Vorlage für dieses Gemälde ist eine Zeichnung Wilhelm Dilichs,2) die dieser wahrscheinlich 1628 oder 1629 angefertigt hat. Der Hesse Wilhelm Dilich (1571/72–1650) war 1625 als entwerfender Künstler, Architekt, Kartograph und Kriegsingenieur am kursächsischen Hof in Dresden angestellt worden und hat zur Ausmalung des legendären Riesensaales des Dresdner Schlosses und wohl auch zur Illustration einer (unveröffentlichten) historisch-topographischen Beschreibung des Kurfürstentums Sachsen Veduten vieler sächsischer Städte gezeichnet.3) Dilichs Arbeiten waren schon vor seinem Tode Künstlern und Verlegern zugänglich geworden, die ähnliche Publikationsprojekte betrieben. So benutzte Matthäus Merian d. Ä. viele Blätter Dilichs, darunter auch die Zeichnung von Weißenfels, als Vorlage für seine eigenen, der Topographia Superioris Saxoniae 1650 beigegebenen Stiche.4) Der Schöpfer des Weißenfelser Gemäldes kann die Zeichnung Dilichs, aber auch den Stich Merians benutzt haben, die beide noch das 1644 zerstörte alte Schloß abbilden. Bei der Umsetzung der Vorlage hat er das extreme Querformat der Zeichung Dilichs erheblich gekürzt. Die Bedeutung der nachträglich aufgemalten Zahl ist unklar; als Jahreszahl ist sie mit keinem herausragenden Ereignis der Stadtgeschichte in Verbindung zu bringen.

Textkritischer Apparat

  1. ·] Quadrangel mit einem nach rechts ausgezogenen Zierbogen.
  2. Die Zahl der verwendeten Groß- und Kleinbuchstaben ist unsicher, entsprach aber vermutlich den Vorlagen von Dilich und Merian: Großbuchstaben A bis Z (darunter nur I oder J), Kleinbuchstaben a bis h.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. 900/50.
  2. Freundlicher Hinweis von Frau Renate Reißdorf, Weißenfels.
  3. Richter/Krollmann 1907, S. 7–9, 19–23, 25. In dem von Dilich selbst zusammengestellten und in der Sächsischen Landesbibliothek zu Dresden aufbewahrten dreibändigen Sammelwerk seiner Zeichnungen ist das Weißenfelser Blatt als Nummer 25 im dritten Band eingebunden. Vgl. a. Thieme/Becker 9, 1913, S. 288–290.
  4. Richter/Krollmann 1907, S. 23, 28 (Anm. 56); Thieme/Becker 24, 1930, S. 412–414; Bachmann 1949, Taf. 66 (Abb. 137).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 263 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0026307.