Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 257 Wengelsdorf, Kirche 1625

Beschreibung

Reich verzierter sechsseitiger Taufstein. Auf einem ausschwingenden Fuß mit Eckkartuschen und Beschlagwerk sitzt ein stämmiger Schaft, verziert mit drei üppig dekorierten Spangen. An den Ecken drei geflügelte Putten, die mit ausgebreiteten Armen Tücher ausspannen. Die Kuppa ist in ihrer unteren Zone mit Engelsköpfchen und Fruchtgebinden dekoriert. Ihre obere Zone wird von kräftigen Eckvoluten eingefaßt und ist mit fünf Kartuschen aus Ohrmuschelwerk und zwei Vollwappen belegt. Eine aufgemalte Inschrift, die alle sechs Seiten der Kuppa umzieht, sehr wahrscheinlich erst bei einer Neufassung des Taufsteins 1706 aufgebracht.1) Auf dem breiten Rand der Kuppa eingetiefte Schriftzeile mit erhabener Stifterinschrift.2)

Maße: H.: 107 cm; D. (Kuppa): 101,5 cm; Bu.: 3,9–4,2 cm, 5,8–7,0 cm (Versalien).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. ANNO 1625 · / HANS VON / BIESENRODT (VND)a) / MAGDALENA / VON WOLF/RAMSDORFFIN

Wappen:
Biesenroth3)Wolframsdorf4)

Kommentar

Die Balkenenden der kräftigen Buchstaben zieren keilförmige Sporen. Der erste Buchstabe jedes Wortes – ausgenommen die Präposition VON – ist deutlich überhöht. Das M hat ein bis zur Mittellinie reichendes Mittelteil und gerade Hasten; O weist eine leichte Bogenverstärkung auf. Die Cauda des R ist geschwungen. Vereinzelt wurden Haar- und Schattenstriche andeutungsweise differenziert. Der Worttrenner am Ende der ersten Zeile und die i-Punkte sind als Quadrangel ausgebildet.

Der Taufstein gilt der lokalen Überlieferung als Werk eines anonymen Bildhauers aus Laucha im Burgenlandkreis. Er entstand als Teil der großzügigen Kirchenstiftung des Patronatsherrn Hans von Biesenroth und seiner Gemahlin, die die Baukosten der Kirche übernahmen und außer dem Taufstein 1628 ein großes Kuzifix und 1658 einen Altaraufsatz anfertigen ließen. Noch vor der Jahrhundertmitte spendeten sie der Kirche einen kostbaren Kelch, der aber verlorengegangen ist.5)

Textkritischer Apparat

  1. VND] Ein Zeichen, das der Zahl 8 ähnlich ist (et-Ligatur?). Auflösung unsicher.

Anmerkungen

  1. Die Inschrift zitiert Mk 10, 14 und vermerkt eine Instandsetzung des Taufsteins durch Albert Anton von Biesenroth 1706. An den 1723 verstorbenen Patronatsherrn erinnert ein aufwendiges Epitaph (Dehio 1999, S. 867 f.).
  2. Das Taufbecken selbst trägt eine Inschrift von 1688.
  3. Siebmacher VI, 6, Taf. 11.
  4. Siebmacher III, 2, Taf. 496; III, 2, 2, 1, Taf. 161; III, 7, Taf. 9; VI, 4, Taf. 79.
  5. Das Kruzifix soll Hans Albrecht in Naumburg und die Retabelgemälde Georg Knaut in Halle geschaffen haben (Frank 1995, S. 2–4). Zum Kirchenbau vgl. Nr. 249.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 257 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0025709.