Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 245† Weißenfels, Klosterkirche † 1620

Beschreibung

Epitaph für Johann und Anna Meißner mit zwei nebeneinander angeordneten Inschriften,1) die das Totenlob und einen Segenswunsch für Johann (A), die Stiftungsinschrift der Anna und ihres Schwiegersohnes (B) sowie biographische Daten und die Sterbevermerke beider Eheleute enthalten. Einst an der Nordwand im Inneren der Klosterkirche angebracht, spätestens bei Abbruch der Kirche 1882–1884 verlorengegangen. Zum Aufbau des Epitaphs, zur Schriftform und zur Art der Schriftausführung ist nichts überliefert.

Nach Büttner.2)

  1. A

    In Jovaea) laudem templi decus atq(ue) beatamMnemosynenb) JANI MEISNERI cujus in AulaEnsiferic) nomen mansuro floret honore.Im Jahr Chr(isti) 1620. am 22. Augusti ist der / Ehrenveste und Hochachtbare HerrJohann / Meißner von Großen Hayn bürtig, / weiland Ampts-Voigt zuWeissenfelß, / und hernach Land-Rentmeister zu Dreßden / allhier seel(ig)d) entschlaffen, seines Alters 59. / Jahr. Gott Verleihe Ihm eine fröliche /Aufferstehung.

  2. B

    Hanc Vidua atq(ue) Gener pulchram posuere tabellam,Pignus ut aeternum fidei (et) constantis amorisNec non Solamen vitae sit dulce futurae.Der Erbare und Wohl-Tugendsa=/me Frau Anna, Herrn Melchio/ris Francken,weil(and) Fürstl(ich) Sächß(ischen) / Land-Rentmeisters zu Weimar /hinterlassene Tochter, Herrn Johann / Meißners vielgeliebte ehelicheHauß=/Frau ist zu Lützen gebohren und [- - -]e) / [- - -]e)

Übersetzung:

A Der Kirche Schmuck ist zum Lobe Jehovas und zum seligen Gedächtnis an Johann Meißner, dessen Name am kurfürstlichen Hofe in bleibender Verehrung blüht. (...)

B Diese schöne Tafel setzten (seine) Witwe und (seiner) Tochter Ehemann, damit sie ein ewiges Unterpfand der Treue und der beständigen Liebe und auch ein süßer Trost für das zukünftige Leben sei. (…)

Versmaß: Sechs Hexameter (A, B).

Kommentar

Johann Meißner (1561–1620) war kursächsischer Hofbeamter.3) Von seiner Gemahlin Anna ist außer den inschriftlich überlieferten biographischen Angaben nur bekannt, daß sie 1617 das Weißenfelser Bürgerrecht erwarb.4) Annas Vater Melchior Franck wird schon 1573 als kursächsischer Amtsschösser zu Lützen erwähnt; er ist 1623 im Alter von 84 Jahren in Weimar verstorben.5)

Als Kirchenschmuck (templi decus oder templi ornamenta) werden inschriftlich auch andere Epitaphien bezeichnet.6)

Textkritischer Apparat

  1. Jovae] Wohl aus Jehovae kontrahiert.
  2. Mnemosynen] Sic! Für Mnemosynem (mnemosyne, griech. Erinnerung).
  3. Ensiferi] Ensifer, lat. Schwertträger, d. i. Kurfürst.
  4. seelig] Ergänzt nach Nr. 220, 258.
  5. [- - -] Bei Büttner als Leerstellen (Textverlust?) gekennzeichnet.

Anmerkungen

  1. Büttner, Teil 2, S. 79 f.
  2. Gemäß den Editionsrichtlinien sind die Hexameter einzeln und der Prosatext fortlaufend wiedergegeben. Der bei Büttner angegebene und hier berücksichtigte Zeilenumbruch muß aber nicht dem Originaltext entsprechen.
  3. Vgl. Nr. 244.
  4. Bürgerbuch, S. 25.
  5. Bürger, Teil 1, S. 345.
  6. Vgl. Nr. 226.

Nachweise

  1. Büttner, Teil 2, S. 80.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 245† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0024509.