Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 240†(?) Schkortleben, Kirche † 1617

Beschreibung

Größte Glocke des ursprünglich dreiteiligen Geläuts, in den fünfziger Jahren des 20. Jh. noch erhalten.1) Auf den Kronenbügeln kräftige Stege. Einzelne Stege auch auf der Haube und am Rand der Platte. An der Schulter zwischen je drei Stegen Gießervermerk als Glockenrede (A), darunter zweimal derselbe Rankenfries (H.: je 4,5 cm). An der Flanke ein Wappen (H.: 16 cm) mit Wappenbeischrift (B). Am Wolm drei Stege; am äußeren Rand zwei Stegpaare, Namen und die Gewichtsangabe der Glocke einfassend (C).

Nach Fotografien, ergänzt nach Heinzel (A) bzw. Heydenreich (C).2)

Maße: H.: 84 cm; D.: 105,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [1/2]

  1. A

    [ANNO MDC XVII G]OS MICH · MELCHIOR MOERINGKa) · DEN XXV FEBRIARIIb) · [ZV ERFFVRDT.]

  2. B

    HANS HERRMAN HEINRICH / GEBRVDERE VON BIESENROTHc)

  3. C

    [DER EHRWÜRDIGE] NICOLAVS WAGNER · PFARHERR DOMALSPAVL SCHVMAN BARTEHL KEGEL VRBAN [- - -]d) [KIR]CHENVORSTEHER HAT AM GEWICHTE 14 [CENTNER GEWOGEN NACHSCHKORTLEBEN].e)

Wappen:
Biesenroth3)

Kommentar

An der Glocke finden sich zwei verschiedene Schriften: Für A wurden die schmucklosen, streng stilisierten Buchstabenformen verwendet, die im Bearbeitungsgebiet erstmals auf einer 1605 gegossenen, heute in Hohenmölsen aufbewahrten Glocke Verwendung fanden. B und C wurden mit Schriftmodeln gefertigt, die erst 1611 in Teuchern nachweisbar sind, aber altertümlichere Formen aufweisen als die Schrift von A.4) Am Anfang der Inschrift A befand sich eine gestürzte Lilie, wie sie viele Glocken der Mörings ziert. Der Fries der vorliegenden Glocke gehört zu den häufig gebrauchten Dekorationsformen der Werkstatt.5)

Der 1613 neuerbauten Kirche6) stifteten die Gebrüder von Biesenroth7) diese und eine zweite Glocke8) sowie eine Orgel.9) Nikolaus Wagner war Pfarrer von 1600 bis 1631;10) der Kirchenvorsteher Paul Schumann wird schon in einer Inschrift von 1613 erwähnt.11) Auch eine 1593 von der Möring-Werkstatt für Großkorbetha gegossene Glocke nennt die Würdenträger der Kirchengemeinde in einer am äußeren Rand angebrachten Inschrift.

Textkritischer Apparat

  1. MOERINGK] möhringk BKD Prov. Sachsen 3.
  2. FEBRIARII] Sic!
  3. BIESENROTH] Biesenrodt Michaelis.
  4. [- - -] Die Oberfläche beschädigt.
  5. NACH SCHKORTLEBEN] Als inschriftlicher Textbestand fraglich. Bei Sommer (BKD Prov. Sachsen 3), der noch die Gewichtsangabe zitiert, nicht.

Anmerkungen

  1. Zu dieser Zeit von Heinzel inventarisiert. Es war nicht zu klären, ob die Glocke auch heute noch erhalten ist.
  2. Die Schreibung Heydenreichs wurde in vorliegende Edition übernommen, dessen Schrift aber durch die fotografisch belegte Schriftform ersetzt. Die Glocken der Gebrüder Möring zeigen durchweg Kapitalisformen. Bei Heinzel, Nachlaß, fol. 126 (Nr. 1153) ist nur vermerkt, daß am äußeren Rand Namen ständen.
  3. Siebmacher VI, 6, Taf. 11.
  4. Vgl. Nr. 217, 231.
  5. Vgl. Nr. 186, 192. Zum Schaffen der Möring-Werkstatt vgl. Nr. 186.
  6. BKD Prov. Sachsen 3, S. 53; Dehio 1999, S. 759.
  7. Hans saß auf Wengelsdorf (vgl. Nr. 249) und Hermann auf Schkortleben (vgl. Nr. 241). Über Heinrich ist nichts bekannt.
  8. 1616 ebenfalls von Melchior Möring gegossen und im Ersten Weltkrieg abgeliefert (Heydenreich 1840, S. 322, 324; Michaelis 1933, o. S.). Die dritte Glocke der Kirche hängt heute auf dem Friedhof (Nr. 3).
  9. Heydenreich 1840, S. 322.
  10. Heydenreich 1840, S. 326.
  11. Vgl. Nr. 235.

Nachweise

  1. Fotografien im Glockenarchiv des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Halle.
  2. Heinzel, Nachlaß, fol. 126 (Nr. 1153; ohne C).
  3. Heydenreich 1840, S. 324 (unvollständig, in einer zeitgenössischer Gepflogenheit angepaßten Schreibweise).
  4. BKD Prov. Sachsen 3, S. 53 f. (paraphrasiert und stark gekürzt).
  5. Michaelis 1933, o. S. (nach Heydenreich).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 240†(?) (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0024004.