Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 236 Burgwerben, Kirche 1614

Beschreibung

Epitaph für ein unbekanntes Mädchen mit umlaufender, von gekehlten Leisten eingefaßter Schriftleiste mit Sterbevermerk (A); am linken Rand beschädigt. Im Mittelfeld der Sandsteinplatte Ganzfigur der Verstorbenen in flacher überwölbter Nische mit einlaufendem Kämpfer; an der Nischenwölbung Bibelzitat (B). Die Buchstaben der Inschrift A erhaben, der Inschrift B mit schmaler Kerbe eingehauen. An den Ecken Vollwappen.

Maße: H.: 130 cm; B.: 84,8 cm; Bu.: 3,3–6 cm (A), 2,7–3,0 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [1/1]

  1. A

    A(NNO)a) [1]614. 26 FEBR(VARII)b) IST IN GOTTc) / ENTSCHLAFFE(N)d) DAS EDLE VIELEHREN T(VGENTSAME)e) IVNG/FR[E]WL(EIN)f) CATHARINA DOROT[HE]Ag) / GEBV[RNE]h) [- - -]i)

  2. B

    CHRISTVS IST // MEIN LEBEN / VND STERBEN IST MEIN GEWIN.1)

Wappen:
(unkenntlich)2)(unbekannt)3)
Bothfeld4)Seckendorf5)

Kommentar

Inschrift A zeigt eine ausgewogene, breit laufende Schrift, die mal eine Links- (bei A und N), mal eine Rechtsschrägenverstärkung (bei V) aufweist. Das untere Bogenende des C hat keinen Sporn. Auffällig ist die Reduzierung des Mittelbalkens des E auf ein Dreieck. Das M hat einen kaum bis zur Mittellinie reichenden Mittelteil und gerade Hasten. Die Cauda des R ist in B weit ausgestellt und schwingt in beiden Inschriften bis unter die Grundlinie hinab. Die gemeinsamen Schriftmerkmale und eine ähnliche, breite Proportionierung der Schrift – gut sichtbar bei H, M, N und V – legt die Vermutung nahe, daß das vorliegende Grabmal und ein weiteres in Weißenfels nur fragmentarisch erhaltenes, undatiertes6) in derselben Werkstatt entstanden sind. Von vergleichbar hoher handwerklicher Qualität scheint auch das verlorene Epitaph für zwei 1617 im Kindesalter verstorbene Brüder von Biesenroth in Schkortleben gewesen zu sein.7) Es entspricht auch ikonographisch und stilistisch dem Burgwerbener Grabmal: Die Verstorbenen sind in Nischen mit gleichem Kämpferprofil dargestellt; ihre Gewänder haben einen realistischen Faltenwurf. Die Schriftformen zeigen bei gleichem Duktus markante Übereinstimmungen (bei M, R, T), aber auch Abweichungen (bei B) und eine charakteristische Sporenbildung bei E, F und T. Da das Schkortlebener Epitaph verloren ist, kann wohl nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden, ob die paläographischen und andere Gemeinsamkeiten derselben Werkstatt oder nur dem Zeitstil zuzuschreiben sind. Die Schöpfer aller Epitaphien sind unbekannt.

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Ohne Kürzungszeichen.
  2. FEBRVARII] Kürzung durch Punkt.
  3. GOTT] Das G überhöht.
  4. ENTSCHLAFFEN] Kürzungsstrich.
  5. TVGENTSAME] Kürzung durch Punkt; ergänzt nach Nr. 169.
  6. IVNGFREWLEIN] Der untere E-Balken erhalten. Kürzung durch Punkt auf der Grundlinie?
  7. DOROTHEA] Das A kleiner ausgeführt, da der Bogen des folgenden G an die Grundlinie heranreicht.
  8. GEBVRNE] Ergänzt nach Nr. 220.
  9. [- - -] In der zweiten Zeilenhälfte nur noch ein O lesbar.

Anmerkungen

  1. Phl 1, 21.
  2. Als Helmzier Büffelhörner.
  3. Rechtsschräger Balken; bekrönter Helm mit Büffelhörnern.
  4. Siebmacher VI, 6, Taf. 15.
  5. Siebmacher III, 2, Taf. 422.
  6. Vgl. Nr. 254.
  7. Vgl. Nr. 241.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 236 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0023600.