Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 235 Schkortleben, Kirchhof 1613

Beschreibung

Unregelmäßige rötliche Sandsteinquader mit historischer Nachricht und Bibelzitat links (A) sowie Bauinschrift und Namen rechts (B) neben dem Torbogen des heute freistehenden Kirchhoftores eingemauert. Die Schrift mit schmaler Kerbe eingehauen; die Schrifthöhe ohne erkennbare gestalterische Absichten von Zeile zu Zeile variiert. Die Ausführung insgesamt derb und ungleichmäßig. B beschädigt, trotzdem wohl kein Textverlust.

Maße: H.: 29,5 cm (A), 40 cm (B); B.: 50 cm (A), 43 cm (B); Bu.: 1,7–3,5 cm (A), 1,5–7 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A

    ANNO 1595 IST / DIESE LINDE GESETZT / DVRCH GEORGIBRA[N]Ta) / WIE LIEBLICH SIND DEINE / WONVNGEN HERRZEBAOTH / MEINE SELE VERLANGET VND SEH/NET SICHNACH DEN VORHOFEN / DES HERREN1)

  2. B

    RENOVIRT / ANNO 1613 / N(ICOLAVS) W(AGNER) P(FARHER)b)AETATIS 37c) / [MI]NISTERII [13]d) / ALT[ER]LEVTEe) / B · R : P(AVL)S(CHVMANN)f) : M H M

Übersetzung:

B (…) Nikolaus Wagner, Pfarrer, (seines) Alters 37 (Jahre), (seines) Dienstes 13 (Jahre) (…).

Kommentar

Die Schriftausführung ist in A regelmäßiger als in B. Die vierte und die fünfte Zeile der Inschrift B stehen übereinander auf einer Höhe mit der dritten Zeile, deren Buchstaben die Größe der beiden folgenden Schriftzeilen haben. Einige Buchstaben sind durch verschiedenartige, meist schwach ausgebildete Sporen ausgezeichnet. Das spitze A in ANNO weist in A und B einen Deckbalken auf. Die Ähnlichkeit der Inschriftträger und des breiten Schriftduktus (besonders bei H, M, N und V) legt die Vermutung nahe, daß beide Inschriften 1613 entstanden sind. Das Kirchhofstor wurde vermutlich zu Beginn einer umfänglichen Instandsetzung und Neuausstattung der Kirche erneuert.2) Inschrift A bezieht sich wohl gleichnishaft auf die renovierte Kirche.

Der aus Penig in Sachsen stammende Nikolaus Wagner hatte seit 1591 in Leipzig studiert und amtierte von 1600 bis 1631 als Pfarrer in Schkortleben.3) Die Namensinitialen zweier Altarleute lassen sich bislang nicht auflösen.4)

Textkritischer Apparat

  1. BRANT] Ergänzung unsicher.
  2. PFARHER] Nach Nr. 197 ergänzt.
  3. 37] Lesung wegen Beschädigung unsicher.
  4. 13] Der obere Bogen und ein Teil des unteren Bogens der 3 erhalten. Die Zahl nach der historischen Überlieferung ergänzt.
  5. ALTERLEVTE] Ergänzung unsicher, auch ALTARLEVTE möglich.
  6. PAVL SCHVMANN] Kürzung durch Doppelpunkt. Auflösung der Initialen nach Nr. 240.

Anmerkungen

  1. Ps 84,2–3 nach Luther.
  2. Vgl. Nr. 240.
  3. Matrikel Leipzig 4, S. 489; Dietmann 3, 1754, S. 1028; Heydenreich 1840, S. 326.
  4. Paul Schumann wird auch in Nr. 240 erwähnt.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 235 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0023503.