Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 234 Goseck, St. Andreae 1613

Beschreibung

Grabstele für Maria Schad(e), jetzt an der Südwand der Kirche angebracht. Quergeteiltes Sandsteinrelief mit starken Witterungsschäden. Im oberen Teil eine flache Rundbogennische mit Reliefdarstellung der Verstorbenen, eingefaßt von einem Rechteckrahmen mit dreiseitig umlaufendem Epigramm (A). Darüber ein geschwungener Giebel mit Sanduhr und Gebein; ein medaillonförmiger Aufsatz fast vollständig verloren. Auf der unteren Hälfte der Sterbevermerk und Fürbitte (B); sämtliche Buchstaben mit schmaler Kerbe eingehauen.

Maße: H.: 135,5 cm; B.: 71 cm; Bu.: 3,0–3,2 cm (A), 3 cm (Großbuchstaben in A, Kleinbuchstaben in B), 4,5–5,5 cm (Großbuchstaben in B).

Schriftart(en): Kapitalis (A, römische Zahlzeichen in B), Fraktur (B).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    LONGIVS, AVT / PROPIVS MORS SVA / QVEMQ(VE)a) MANET ·

  2. B

    A(nn)ob) M.DC.XIII. den XV. Jan=/uarii Früh nach VII vhrn / vorstarb Jn gott sanft vnd / [St]illec) Maria Schadin / Ihre[s]d) Al[ters] [..]e) Jahr vnd / 41 wochen. gott sei ihr vnd / vns Allen gnedig Amen.

Übersetzung:

A (Ob) ferner oder näher, jeden erwartet sein Tod.

Versmaß: Pentameter (A).

Kommentar

Als Satzzeichen stehen Quadrangel. Die Buchstaben in Inschrift A zieren Serifen und gelegentlich, besonders bei S, eher keilförmige Sporen. Der Mittelbalken des F-Versals hat die Form eines Quadrangels. Das M hat gerade Hasten; sein Mittelteil reicht nur bis zur Mittellinie herab. Die Cauda des R setzt am Bogen an und schwingt weit aus. Die römischen und arabischen Ziffern in B sind von der Größe der Gemeinen. Die Frakturversalien zeichnen Zierbögen aus; über u in Binnenstellung liegt eine Wellenlinie. Der Kleinbuchstabe s am Wortende ist als Schleifen- s ausgeführt.

Inschrift A war ein verbreitetes Sprichwort,1) das ermahnt, Vorsorge für einen christlichen Tod zu treffen. Über die Verstorbene ist nichts weiter bekannt. Das Fehlen der Anrede „Frau“ und der üblichen Epitheta („ehrbar, tugendsam“) weist aber darauf hin, daß die Verstorbene noch im Mädchenalter stand.

Textkritischer Apparat

  1. QVEMQVE] Zur Kennzeichnung der Kürzung wurde die Cauda des Q als Schleife ausgeformt.
  2. Anno] Kürzungsstrich über o.
  3. Stille] Teile des oberen Bogens und der Zierbögen des S-Versals sind erhalten.
  4. Ihres] Ein Fragment des letzten Buchstabens erhalten.
  5. [..] Die Anzahl der verlorenen Ziffern ist unsicher.

Anmerkungen

  1. Vgl. Walther, Carmina II, 2, 1964, Nr. 13.955, 15.204; II, 8, 1983, Nr. 37.937 c1.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 234 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0023406.