Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 232† Untergreißlau, Kirchhof 1611

Beschreibung

„Leichstein“ für Elisabeth Meiner mit Fürbitte und Setzungsvermerk, einst an der östlichen Kirchhofsmauer aufgestellt,1) heute verloren. Schriftform und Art der Schriftausführung unbekannt.

Nach Büttner.2)

  1. SCorpIVs Integros soLes ConfeCerat oCto,MäInerI Consors en petIt astra poLI.Heu quae prima dies vitae fuit ultima fatiQuadraginta annis sex tibi Elisabeth est.Pestis quam rapuit servant hanc vulnera Christi,Pestis qui tibi mors, qui tibi ex arce manet.Molli ergo in gremio conjunx requiesce sepulchri,Terra DEO reddet te patefacta tuo. Et tempus veniet, quo conveniemus ovantes,Tu mihi redderis, reddor (et)a) ipse tibi,Salvete o cineres sancti aeternumque valete,Spiritus a Superis ossa refossa petet.Conjugi desideratiss(imae) pientiss(imae) maritus maestiss(imus) pos(uit).b)

Übersetzung:

Der Skorpion hatte acht ganze Sonnen durchmessen, siehe, da strebte die Gefährtin des Meiner den Sternen des Himmels zu. O weh, welcher Tag der erste des Lebens war, der ist dir, Elisabeth, der letzte deines Schicksals von 46 Jahren. Diejenige, die die Pest raubte, retten die Wunden Christi, der für dich, Pest, der Tod ist, dich aber (Elisabeth) vom Himmelsthron her erwartet. Also ruhe im weichen Schoß des Grabes, Frau, die offengelegte Erde wird dich deinem Gott zurückgeben. Und die Zeit wird kommen, daß wir jubelnd zusammentreffen werden; du wirst mir zurückgegeben und ich selbst werde dir zurückgegeben. Seid gegrüßt, o heilige Aschen, und lebt wohl auf ewig. Der Geist wird von himmlischen Gefilden her die ausgegrabenen Gebeine aufsuchen. Der äußerst betrübte Ehemann setzte dies der sehr vermißten und frommen Ehefrau.

Versmaß: Elegische Distichen (Zeile 1 bis 12).

Datum: 1611 Oktober 22.

Kommentar

Als Kürzungszeichen stehen zumeist Doppelpunkte.

Der Informationsgehalt der vorliegenden Inschrift ist geringer als bei vergleichbaren Grabschriften dieser Zeit.3) Dagegen fällt auf, wie im zweiten Teil des Textes mehrfach und bildhaft die Auferstehung ausgemalt wird. Man darf wohl annehmen, daß dieser Text, aus dem so überaus deutlich der Schmerz über den Verlust der geliebten Ehefrau spricht, ein ganz persönliches Zeugnis der Trauer darstellt. Die vulnera Christi sind eine Metapher für den Opfertod Christi, der allen Gläubigen Auferstehung und ewiges Leben verheißt.

Der erste Vers bildet ein Chronostichon mit der Jahreszahl 1611, dem Todesjahr der Elisabeth. Sie war die Gemahlin des Untergreißlauer Pfarrers Magister Andreas Meiner gewesen. Andreas Meiner stammte aus Weißenfels, wo sein Vater, Johann Meiner, Kantor, später Schulrektor und Stadtschreiber, seit 1554 Ratsverwandter und schließlich zwischen 1564 und 1579 sogar mehrfach Bürgermeister gewesen war.4) 1599 hatte Andreas Meiner das Bürgerrecht in Weißenfels erworben,5) obwohl er zu dieser Zeit als Pfarrer in Prittitz wirkte. 1606 übernahm er die Pfarrei Untergreißlau und 1611 die in Kindelbrück (Thüringen), wo er 1615 starb.6)

Textkritischer Apparat

  1. et] & Büttner.
  2. posuit] Kürzung durch Punkt.

Anmerkungen

  1. Büttner, Teil 1, S. 345.
  2. Die Übersetzung fertigte dankenswerterweise Dr. Ilas Bartusch, Heidelberg.
  3. Vgl. Nr. 181, 226.
  4. Büttner, Teil 1, S. 350; Thielitz, Bürgermeister, o. S.; Heydenreich 1840, S. 192, 194; Thierbach 1986, o. S.; Thielitz 1988, S. 41 f.
  5. Bürgerbuch, S. 13.
  6. Heydenreich 1840, S. 365.

Nachweise

  1. Büttner, Teil 1, S. 345.
  2. Vulpius, Teil 1, S. 316.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 232† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0023202.