Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)
Nr. 231 Teuchern, St. Georgii 1611
Beschreibung
Glocke mit dem Schlagton dis’,1) aufgehängt in einem Glockenhaus abseits der Kirche. Die Krone verloren. An der Schulter Gießervermerk (A), von zwei Stegpaaren eingefaßt. Darunter ein Fries, gebildet aus einem mehrfach wiederholten Rankenmotiv (H.: 6 cm). Auf der Flanke einander gegenüberliegend zwei Vollwappen mit Beischriften (B, C). Sämtliche Inschriften erhaben. Am Wolm und äußeren Rand je zwei Stege.
Maße: H.: 54,5 cm; D.: 69 cm; Bu.: 2,1–2,2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
· ANNOa) · M · DC · XI · DA GOS MICH HIERONYMVS MOERINCK ZV ERFFVRDT
- B
A C(ATHARINA)b) B(ERLEPS)c) · G(EBORNE)d) V(ON) K(ERSTLINGERODA)e) ·
- C
H(EINRICH) V(ON) B(ERLEPS)f)
Kerstlingerode2) | Berlepsch3) |
Textkritischer Apparat
- ANNO] Davor die für Glocken der Möring-Werkstatt typische Lilie.
- CATHARINA] Auflösung nach König 2, 1729, S. 123.
- BERLEPS] Auflösung nach Nr. 229. Nach der Initiale ein sehr großes Spatium, darin mittig der Punkt.
- GEBORNE] Auflösung nach Nr. 220.
- KERSTLINGERODA] Auflösung nach König 2, 1729, S. 127 f.
- Auflösung nach Nr. 229.
Anmerkungen
- Neumann 1928, o. S.
- Siebmacher VII, 3 d, Taf. 21.
- Siebmacher II, 3, Taf. 6; VI, 13, Taf. 25.
- Vgl. Nr. 211.
- Vgl. Nr. 217. Diese Schrift ist auch auf den im Landkreis Jena erhaltenen Glocken der Mörings erst ab 1611 (DI 39, Nr. 271, 299) und im Bearbeitungsgebiet nur noch 1617 (Nr. 240) nachweisbar. Auf allen anderen epigraphisch bearbeiteten Glocken der Mörings im mittleren Saalegebiet ist diese Schriftform nicht zu finden. Es haben sich außerhalb des Bearbeitungsgebietes unter diesen aber auch keine nach 1602 gegossenen Glocken erhalten (vgl. DI 6, 7, 9, 11, 33).
- Vgl. Nr. 240, 256; zur Möring-Werkstatt vgl. Nr. 186.
- Außerdem die Nr. 228, 233.
- Vgl. Nr. 229.
- Der zweite Vorname nach König 2, 1729, S. 123, der den ersten, mit A anlautenden Vornamen gar nicht mitteilt. In den bei König 2, 1729, S. 127 f. abgedruckten Stemmata wird die Gemahlin Heinrichs jedoch stets Magdalena genannt.
- Kneschke 5, 1864, S. 72.
Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 231 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0023105.
Kommentar
Die recht stämmigen Buchstabenformen schmücken keilförmige Sporen. Das A hat einen gebrochenen Mittelbalken. Die Bögen von C, D und G sind stark gerundet. Die obere Schräghaste des K ist gebogen, die untere wie die Cauda des R geschwungen. Das M hat einen bis zur Mittellinie herabreichenden Mittelteil und geneigte Hasten; zwei geschwungene Schrägschäfte bilden das X. Haar- und Schattenstriche sind nur angedeutet. Diese Schrift der Möringschen Gießerei ist regelmäßiger als die zuvor gebrauchte, im Bearbeitungsgebiet bis 1602 nachweisbare altertümliche,4) zugleich aber auch derber als eine schon 1605 eingeführte Schrift.5) Dieselben Buchstabenformen weisen auch eine 1617 gegossene Glocke in Schkortleben und eine 1625 gefertigte in Tagewerben auf.6) Die vorliegende Glocke ist als einzige der drei von Hieronymus allein signierten Glocken des Bearbeitungsgebietes erhalten geblieben.7)
Die Glocke wurde anläßlich eines Umbaus der Kirche vom Patronatsherrn Heinrich von Berlepsch in Auftrag gegeben.8) Ihre Flanken zieren die Wappen des Patronatsherrn und seiner Gemahlin Catharina von Kerstlingerode.9) Diese entstammt einer niedersächsisch-thüringischen Familie,10) die im mittleren Saalegebiet sonst nicht in Erscheinung tritt. Mit dem ersten Buchstaben der Inschrift B beginnt wahrscheinlich ein weiterer Vorname Catharinas, der sich bislang aber nicht ermitteln ließ.