Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 226† Weißenfels, St. Mariae 1607–1609

Beschreibung

Epitaph für Johann Repscher und seine Gemahlinnen, einst über der Empore am östlichen Ende des Nordseitenschiffs angebracht. Unter einer – vermutlich gemalten – Darstellung des Jüngsten Gerichts eine Widmung (A) und drei nebeneinander gesetzte Schriftblöcke mit biographischen Angaben (B, C, D),1) die wohl den Darstellungen der Verstorbenen zugeordnet waren. Über die Ausführung des Ganzen sonst nichts überliefert.

Nach Vulpius.

  1. A

    Haec sacrata Deo Templi ornamenta locavitJanus Repscherus carae post fata Mariae,Ursula qvam sequitur thalamo; ut monumenta sepultisEt vivis sint vitae in spem post fata futurae.

  2. B

    Joannus Repscherus I(uris) C(onsultus) / in Tractu Leucopatraeoa) / Judic(is) Provinc(ialis) Praefectus, / Ann(o) 1557 natus, Mariae / Schreivogelianae et Ursulae / Mullerianae Maritus, IV / filiorum et VII filiarum / Pater, mortuus d(ie) 19. April(is)b) / A(nno) 1609.

  3. C

    Maria Schreivogelia, / nata 13 Septembr(is) / A(nno) 1565. nupsit 15 / Novembr(is) A(nno) 1588. mor=/tua 8 Januarii A(nno) / 1606 mater filiorum / IV filiarum V.

  4. D

    Ursula Mülleriana, Ann(o) / Dom(ini) ⟨- - -⟩c) nata, D(omi)n(i) / Melchioris Pensoldi vidua, / D(omi)n(o) Joanni Repschero / nupsit A(nno) 1607 duarum / filiarum ex eodem mater, / mortua Anno Christi ⟨- - -⟩c)

Übersetzung:

A Diesen Gott geweihten Kirchenschmuck errichtete Johann Repscher der geliebten Maria nach dem Tod (und) Ursula, die in der Ehe folgte, damit er den Verstorbenen und den Lebenden ein Denkmal sei in der Hoffnung auf ein zukünftiges Leben nach dem Tod.

B Johann Repscher, Rechtsgelehrter, im Weißenfelser Land Vogt des Amtsrichters, wurde im Jahre 1557 geboren, Gatte der Maria Schreivogel und der Ursula Müller, Vater von vier Söhnen und sieben Töchtern, ist am 19. Tage des April im Jahre 1609 verstorben.

C Maria Schreivogel wurde am 13. September im Jahre 1565 geboren, heiratete am 15. November im Jahre 1588 und verstarb am 8. Januar im Jahre 1606; Mutter von vier Söhnen und fünf Töchtern.

D Ursula Müller, Im Jahre des Herrn (...) geboren, des Herrn Melchior Pensold Witwe, heiratete Herrn Johann Repscher im Jahre 1607, Mutter zweier Töchter von demselben, verstarb im Jahre Christi (...).

Versmaß: Vier Hexameter (A).

Kommentar

Als Kürzungszeichen stehen Punkte auf der Grundlinie.

Johann Repscher war seit 1588 Amtsschreiber in Weißenfels, erwarb 1590 das Bürgerrecht, wirkte von 1593 an als Amtsverwalter in Stößen, bis er 1604 als Amtsvogt nach Weißenfels zurückkehrte. Beigesetzt wurde er auf dem alten Stadtgottesacker.2) Das Epitaph in der Pfarrkirche wurde noch zu seinen und der Ursula Müller Lebzeiten ausgeführt, nach dem Tod der Ursula aber nicht ergänzt. Iudex provincialis (B) bedeutet Amtshauptmann, der in Vertretung des Landesherrn auch Gerichtsherr war.3)

Als Kirchenschmuck werden auch andere Epitaphien bezeichnet.4)

Textkritischer Apparat

  1. Leucopatraeo] Sic!
  2. Aprilis] Kein Kürzungszeichen.
  3. ⟨– – –⟩] Bei Vulpius als Leerstelle kenntlich gemacht.

Anmerkungen

  1. Vulpius, Teil 3, 1, S. 91 f.
  2. Vulpius, Teil 3, 1, S. 91; Bürgerbuch, S. 9; Thielitz, Amtshauptleute, o. S. Fraglich ist, ob er mit einem aus Weißenfels stammenden, 1593 in Leipzig immatrikulierten Studenten gleichen Namens identisch ist (vgl. Matrikel Leipzig 4, S. 362). Ein anderer Träger dieses Namens kam aus dem thüringischen Gangloffsömmern und studierte schon 1574 in Erfurt und 1580 in Leipzig (Matrikel Erfurt 2, S. 431; Matrikel Leipzig 4, S. 362).
  3. Vgl. Einleitung, S. XVIII.
  4. Vgl. Nr. 245.

Nachweise

  1. Vulpius, Teil 3, 1, S. 91 f.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 226† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0022604.