Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 223 Goseck, Schloß 1607/08

Beschreibung

Wappentafel aus Sandstein mit zwei Vollwappen und Initialen im Auszug eines ehemals prächtig ausgestalteten Tores am Westflügel des Schlosses; stellenweise verwittert. Die Buchstaben und ein Steinmetzzeichen1) zwischen den Wappen mit schmaler Kerbe eingehauen. Die plastische Ornamentik der Toreinfassung bis auf den Torbogen und Reste von Beschlagwerk am Auszug abgearbeitet.2) Der Torbogen mit einer Quadereinfassung, die alternierend aus stärker hervortretenden glatten Teilen und Quadern mit gleichförmiger Beschlagwerkverzierung zusammengesetzt ist.

Maße: H.: 92,5 cm; B.: 128 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. F(RANZ) · V(ON) · // K(ÖNIGS) · M(ARCK) · CAT(HARINA) · // V(ON) // · H(OYM)a) E(RMSLEBEN)b) ·

Wappen:
Königsmarck3)Hoym4)

Kommentar

Die Hasten-, Balken- und Bogenenden der Buchstaben sind z. T. eher keilförmig, vereinzelt (bei E und T) spitz ausgezogen. Das M hat schräggestellte Hasten; das K weist kräftig geschwungene Schrägbalken auf. Zwischen den zweiten und den dritten Buchstaben schiebt sich die Helmzier des linken Wappens; der drittletzte Buchstabe ist in die Helmzier des rechten Wappens eingeschrieben. Als Worttrenner stehen Dreiecke; zwischen den Namen der Ehegatten ist ein Quadrangel mit Zierhäkchen.

Nach dem Tod David Peifers 16025) hatte Franz von Königsmarck das ehemalige Klostergut erworben und den Bau des Schlosses begonnen bzw. den Ausbau desselben fortgesetzt.6) 1607 heiratete er Catharina von Hoym aus der Linie Ermsleben, die er aber schon ein Jahr später als Witwe zurückließ.7) Nach der kurzen Ehezeit ist die Wappentafel datiert.

Textkritischer Apparat

  1. HOYM] Der Buchstabe fragmentiert, die Lesung deshalb unsicher. Nur noch eine Haste erkennbar.
  2. ERMSLEBEN] Der Buchstabe fragmentiert. Im Abstand von etwa einer Buchstabenbreite zur voranstehenden Haste haben sich der obere und der untere Balken des E erhalten. Vielleicht waren H und E als Nexus litterarum geschrieben.

Anmerkungen

  1. Vgl. Anhang II, Nr. 11
  2. Das Tor war wohl ähnlich dem Kirchenportal von flankierenden Säulen und Gebälk eingefaßt gewesen.
  3. Siebmacher III, 2, Taf. 258.
  4. Siebmacher VI, 11, Taf. 17, 45.
  5. Zu David Peifer vgl. Nr. 182.
  6. BKD Prov. Sachsen 27, S. 128 f. In der von Reinhard Schmitt vorgelegten, bislang ausführlichsten Darstellung der Baugeschichte des Schlosses werden die erhaltenen drei Renaissanceflügel unterschiedlichen Bauphasen zugewiesen: Turmaufsatz und Auslucht am Nordflügel: 2. Hälfte 16. Jh.; Treppenturm zwischen West- und Südflügel: um 1600; Westflügel: 1602 (Schmitt 1999, S. 36, 39 f.).
  7. Fischer 4, 25, Stammtafel v. Hoym 9. Die Angaben Fischers werden durch die überlieferten Besitzverhältnisse an Schloß Goseck bestätigt, durch die biographischen Angaben zu Franz von Königsmarck bei Warnstedt 1965, S. 230 aber in Zweifel gezogen. Nach Warnstedt starb F. v. Königsmarck bereits 1587. In einem Nachtrag übernimmt Fischer die Darstellung Warnstedts (vgl. Fischer 4, 25, Regesten Hoym, Nachträge, S. 1).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 223 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0022303.