Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 215† Weißenfels, St. Mariae 1603

Beschreibung

Tafel mit Gedächtnisinschrift für die Familie des Johann Husann, 1603 in der Kirche angebracht, ein Jahr später wieder entfernt.1) Die Schrift- und Gesamtgestaltung der Tafel nicht bekannt.

Nach HJR.

  1. (1585–1603)2)Johann Husann drei ganzer Jahr’ zu Weißenfels Amtsschreiber war. Daselbst er auch zur Eh’ geschritten mit Margarete Schmalkaldin guter Sitten; ihr Vater Berthold nicht ohne Preis, Amtsschultheiß war im selben Kreis. Fünf Kinder und dazu noch acht, hat sie auf diese Welt gebracht, darunter zweimal Zwillinge waren, vier aber sind nun Todes verfahren. Der erst, zu Weißenfels beschert, Jeremias; es nicht lange währt, daß Ruth zu Camburg ward geboren, da er zum Amtmann war erkoren. Daselbst Johanna ward gegeben, die hatte nicht ein Jahr das Leben. Als anno 90 auch Susann des Lebens Augenschein gewann, kam nach ihr an der Benjamin, Johann Christoph, der starb dahin. Maria kam an seine Statt, drauf, der Großvaters Namen hat; dann Cordula und Christine sich fand’, die erst in des Herren Hand. Nach ihnen Bartholomäus kam, der Bernhard auch vermehrt den Stamm. Als letzte starb Ann’ Dorothey, Godt der Verstorbenen gnädig sei!

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich möglicherweise um die freie Nachdichtung eines metrisch gefaßten lateinischen Textes, der der für Markgraf Friedrich Tuta verfaßten Gedenkinschrift ähnlich gewesen sein könnte.3)

Von den Angehörigen der Familie Husann (oder Husan) läßt sich gegenwärtig nur Bernhard, der jüngste Sohn Johanns, nachweisen, der 1638 als Stadt- und Gerichtsschreiber das Bürgerrecht in Weißenfels erhielt.4) Johann Husann war der Inschrift zufolge Amtsschreiber zu Weißenfels und danach Amtshauptmann zu Camburg an der Saale (gelegen zwischen Naumburg und Jena), wo die meisten seiner Kinder, so auch Bernhard, geboren wurden. Er könnte 1585 sein Amt in Weißenfels angetreten haben und muß (laut Inschrift) vor 1590 in Camburg tätig geworden sein. Vielleicht war er der unmittelbare Amtsvorgänger Johann Repschers gewesen, der 1588 das Amt des Amtsschreibers übernahm.5) Im Verzeichnis der Amtsleute von Max Thielitz wird Johann Husann aber nicht erwähnt.6)

Die Tafel war vielleicht als Epitaph den früh verstorbenen Kindern von Johann und Margarete Husann gewidmet, deren Ehejahre bei Anfertigung des Epitaphs wohl am Anfang der Inschrift vermerkt wurden. Der Grund für die Anbringung der Tafel und eines nicht überlieferten Stammbaums durch den Schwiegervater Johann Husanns und ihre Entfernung nach dessen Tod 16047) ist wie die Überlieferungsgeschichte des Textes leider unbekannt.

Anmerkungen

  1. HJR 1928, o. S.
  2. (1585–1603)] Sic! Fraglich, ob ursprünglich Bestandteil der Inschrift.
  3. Vgl. Nr. 200.
  4. Bürgerbuch, S. 34.
  5. Vgl. Nr. 226.
  6. Vgl. Thielitz, Amtshauptleute, o. S.
  7. Angaben nach HJR 1928, o. S.

Nachweise

  1. HJR 1928, o. S.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 215† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0021501.