Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 197 Pettstädt, St. Annae 1599

Beschreibung

Glocke. Auf der Haube ein Steg, an der Schulter Namen, der Gießervermerk und eine Jahreszahl aus erhabenen Buchstaben, eingefaßt von drei Stegpaaren. Am Ende der ersten Zeile zwei, am Ende der zweiten Zeile ein Medaillon, alle wohl mit stilisiertem Löwenkopf (D.: 2 cm). Unter der Inschrift ein breiter Rankenfries. An den Flanken Reliefs von Petrus und Johannes Evangelista (H.: 16,8 cm), einander gegenüberliegend, unter den Anfang der ersten bzw. der zweiten Zeile gesetzt. Am Wolm drei, am abgestuften äußeren Rand zwei Stege.

Maße: H. (m. Kr.): ca. 84 cm; D.: 85 cm; Bu.: 2,2–2,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Franz Jäger) [1/1]

  1. · M(AGISTER) · IOANNESa) LVPPE PFARHER · ZV MARCKROLITZ ·HANS GVNTER · PETER GVNTER · ANTREASb) GVNTER · /· DVRCH DAS FEWRc) BIN ICH GEFLOSSEN ·HERMAN KONIGK · VON ERFFVRT HAT MICH GEGOSSN · 1599 ·

Versmaß: Deutsche Reimverse (2. Zeile).

Kommentar

Die Schrift zeichnet eine gleichmäßige Strichstärke aus. Die Schaft-, Bogen- und Balkenenden sind z. T. keilförmig verbreitert, z. T. mit Serifen verziert. Am Balken des H ist eine Ausbuchtung nach unten, wie sie für die frühhumanistische Kapitalis charakteristisch ist. Die untere Schräghaste des K ist wie die Cauda des R geschwungen. Die obere Schräghaste des K dagegen biegt sich nach rechts durch. Das M hat ein bis zur Mittellinie reichendes Mittelteil und gerade Hasten. Das Z ist zweistökkig und oben zugespitzt. Die Worttrenner (Rauten) werden hier zur Abtrennung der Namen (und Titel) und der Jahresangabe genutzt.

Die Gewandfülle der beiden Heiligenfiguren scheint schon barocke Gestaltungsmuster vorwegzunehmen. Innerhalb des Bearbeitungsgebietes hat sich keine andere gleichaltrige oder jüngere Glocke mit einer in künstlerischer wie ikonographischer Hinsicht vergleichbaren figürlichen Glockenzier erhalten.

Als Filialkirche von Markröhlitz wurde Pettstädt vom dortigen Pfarrer betreut,1) der deshalb auf der Glocke genannt wird. M. Johannes Luppe wirkte als Pfarrer in Markröhlitz von 1599 bis 1607.2) Die übrigen Personen sind wahrscheinlich die Kirchenältesten der Gemeinde; über sie ist nichts bekannt. Der Erfurter Glockengießer Hermann König ist seit 1588 nachweisbar und soll 1611 gestorben sein.3) 1599 goß er noch eine ganz ähnliche Glocke für das nahegelegene Uichteritz.4)

Textkritischer Apparat

  1. IOANNES] IOHANNES BKD Prov. Sachsen 27.
  2. ANTREAS] ANDREAS BKD Prov. Sachsen 27.
  3. FEWR] Sic!

Anmerkungen

  1. Dietmann 2, 1753, S. 997; BKD Prov. Sachsen 27.
  2. Dietmann 2, 1753, S. 1000.
  3. Bergner 1896, S. 99; Walter 1913, S. 801; Jungwirth 1940, S. 14 f. Nach Thieme/Becker 21, 1927, S. 153 noch bis 1617 nachweisbar.
  4. Vgl. Nr. 198.

Nachweise

  1. BKD Prov. Sachsen 27, S. 188–190.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 197 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0019708.