Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 190 Zorbau, St. Mariae 1595 (?), 1603, 1625

Beschreibung

Romanische Saalkirche mit Südvorhalle, darin das in situ befindliche romanische Südportal der Kirche. An der Südwand der Kirche, inner- und außerhalb der Vorhalle, und an der Südostecke der Vorhalle datierte Inschriften, überwiegend Initialen des 16. bis 18. Jh.1) Inschrift A, auf einem Quader rechts neben dem Südportal unterhalb des Bogenansatzes angebracht, wird wahrscheinlich teilweise von der Ostwand der Vorhalle überdeckt. Außerhalb der Vorhalle steht die stark verwitterte Inschrift B. Die einzige datierte Inschrift an der Vorhalle selbst befindet sich an der Schmalseite eines Eckquaders an der Südostecke der Vorhalle (C). Sämtliche Inschriften sind in unterschiedlicher, meist grober Weise nachträglich eingehauen oder eingeritzt.

Maße: H.: 27 cm (A), 39 cm (B), 48,5 cm (C); B.: 23 cm (A, freiliegender Teil des Quaders), 50 cm (B), 26,3 cm (C); Bu.: 7–7,5 cm (Zeile 1 von A), 2,5 cm (Zeile 2–3 von A), 4,5 cm (B), 3–6,7 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    A · C · L / NATVS DOM:I[- - -]a) / M:D:LXXXXV[- - -]

  2. B

    H S / · 1603 · b)

  3. C

    G · G / 16[..]c) / A · Gd) / 1625

Übersetzung:

A ACL wurde geboren (...) 1595 (?).

Kommentar

Inschrift A weist recht regelmäßige Buchstaben auf. Die Buchstaben von A und C haben dreieckige, z. T. kräftige Sporen. Unsicher ist, ob in Inschrift C Worttrenner gesetzt sind. Es könnte sich auch um Beschädigungen der Steinoberfläche handeln.

Die Gründe für die Anbringung der vorliegenden und fünf weiteren, an der Südseite von Schiff und Chor befindlichen datierten Inschriften aus den Jahren 1656 (oder später), 1671, 1674, 1681 und 1741 sind unbekannt. Inschrift C allerdings wurde erst bei Errichtung der Vorhalle von einem unbekannten Standort hierher versetzt. Mehrere Indizien deuten darauf hin, daß die Vorhalle, die in der Literatur nicht näher behandelt oder datiert wird,2) erst lange Zeit nach der Entstehung der Inschriften (wahrscheinlich im 19. Jh.) an der heutigen Stelle errichtet wurde.3) Ihre Quadersteine und ihre monolithischen Fensterbögen stammen aber wohl von einem romanischen Bauwerk. Aus der späten Errichtung der Vorhalle erklären sich die teilweise Überbauung der Inschrift A und der verwitterte Zustand der jetzt innenliegenden Inschrift von 1656.

Textkritischer Apparat

  1. DOM : I] Auflösung unklar, da wahrscheinlich ein Teil der Inschrift durch die Wand der Vorhalle überdeckt ist.
  2. · 1603 ·] Zwischen den beiden letzten Zahlen ein hohes Kreuz. Die Punkte vor und nach der Jahreszahl unsicher; möglicherweise auch nur Beschädigungen der Oberfläche.
  3. 16[– –] Bei Anbringung eines Blitzableiters die letzten beiden Zahlen überdeckt oder beseitigt.
  4. G] Bei Anbringung eines Blitzableiters der obere Teil des G-Bogens überdeckt oder beseitigt.

Anmerkungen

  1. Die undatierten Initialen wurden gemäß den in der Einleitung erläuterten Editionsprinzipien nicht aufgenommen.
  2. BKD Prov. Sachsen 3, S. 85 f.; Dehio 1976, S. 545; Dehio 1999, S. 948 (mit Hinweis auf mögliche Umsetzung).
  3. Indizien sind die unregelmäßige Setzung des Quadermauerwerks an der Ostseite, die gelegentliche Verwendung von Ziegelsteinen im Mauerverband, die segmentbogenförmige Einwölbung der Portalnische mit Ziegelsteinen und das Vorhandensein gestürzter Initialen auf einem großen Quader einer Fensterlaibung, die sehr wahrscheinlich wegen der Zweitverwendung des Inschriftträgers nicht wie alle anderen Inschriften in horizontaler Leserichtung angebracht sind. Außerdem steht die Vorhalle nicht im Mauerverband mit der Kirche.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 190 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0019002.