Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 188† Plennschütz, Kirche 1594

Beschreibung

„Grosse Glocke“ (Schlagton fis), nach 1917 verlorengegangen.1) Die Kronenbügel waren mit Taustäben, Zopfornamenten und den für die Möring-Werkstatt typischen Bartmasken verziert.2) An der Schulter der Gießervermerk und die Namen lokaler Amtsträger (A); auf der Flanke einander gegenüberliegend die Namen kirchlicher Patronatsherren (B, C). „Unten umb den Rand herum“ (auf dem äußeren Rand?) ein Bibelzitat (D). Über B ein Kruzifix, unter B und C je ein Wappen. Die Schriftform nicht überliefert.

Nach Büttner, ergänzt nach BKD Prov. Sachsen 3.

Maße: D.: 108 cm.

  1. A

    [MDXCIIII da gos mich melchior mörinck zu Erfurt, die Zeit war] Georgius Lumbitsch,a) Pastor, Simon Grosse und Hanß Gatterman, Kirchväter, Caspar und Valten Voigt, der Gemeine Vorsteher

  2. B

    Hanß Georg und Augustus von Seebach Gebrüder zu Plotha

  3. C

    Wigand von Taubenheim uff Bädra, ietzo zu Plotha

  4. D

    Also hat Gott die Welt geliebet U(ers) Johann: 33)

Wappen:
Seebach4)Taubenheim5)

Kommentar

Die Inschriften nennen die Honoratioren des Ortes und die Patronatsherren der Kirche zu Plennschütz. Ob diese auch zum Guß der Glocke beigetragen haben, steht dahin. Georg Lumbitsch aus Markkleeberg (bei Leipzig) studierte seit 1579 in Leipzig und war Pfarrer in Plennschütz von 1588 bis zu seinem Tod 1616.6) Der Gemeindevorsteher Caspar Voigt wurde schon 1573 inschriftlich erwähnt.7)

Hans Georg und August waren Söhne des 1585 verstorbenen Tilo von Seebach auf Plotha.8) Hatte sich der Vater auch in kursächsischen Diensten bewährt, so gelang es doch erst Hans Georg, in höchste kurfürstliche Hofämter aufzusteigen. Er war Oberhauptmann des thüringischen Kreises des Kurfürstentums, kursächsischer Generalproviantmeister und zeitweilig auch Hofmeister der Sophia, Witwe Kurfürst Christians I. Als er 1623 (?) starb, bekleidete er außerdem noch die Würde eines kaiserlichen Kämmerers.9)

Mit der Familie von Taubenheim waren die von Seebach auf Plotha zweifach verschwägert. August war in zweiter Ehe mit einer Frau von Taubenheim verheiratet, während seine Schwester Sabina den inschriftlich genannten Weigand von Taubenheim (gestorben 1620) geehelicht hatte.10) Dieser erwarb das Gut zu Plotha von den Gebrüdern von Seebach.11) Von den übrigen inschriftlich genannten Personen ist nichts bekannt.

Aus der Erfurter Gießerwerkstatt Möring stammte noch eine zweite Glocke der Plennschützer Kirche, die 1596 gegossene und heute ebenfalls verlorene „Mittele Glocke“.12)

Textkritischer Apparat

  1. Lumbitsch] Lumbitzsch BKD Prov. Sachsen 3.

Anmerkungen

  1. Bei der Glockenablieferung 1917 ist die Glocke am Ort verblieben (Glockenerfassung 1917, o. S.).
  2. Ein einzelner Kronenbügel ist abgebildet bei Schilling 1988, Abb. 347 (dazu a. S. 332). Sein Verbleib ist unbekannt.
  3. Jh 3, 16.
  4. Siebmacher II, 3, Taf. 55; III, 2, Taf. 422.
  5. Siebmacher III, 2, Taf. 452; VI, 4, Taf. 69; VI, 5, Taf. 57.
  6. Matrikel Leipzig 4, S. 275; Dietmann 3, 1754, S. 1047. Nach Büttner Teil 1, S. 424 wurde Lumbitzsch schon 1581 in Plennschütz eingeführt.
  7. Vgl. Nr. 160.
  8. Zu T. v. Seebach vgl. Nr. 176.
  9. Gotha 1905, S. 750; Schäfer 1933, S. 18; Wolffersdorff 1968, S. 79; Fischer 4, 19, Stammtafel v. Seebach 3. Das Todesjahr hier nach Gauhe 1740, Sp. 1690 angegeben. Außerdem sind noch die Jahre 1632 (Gotha a. a. O.) und 1634 (Fischer a. a. O.) überliefert. Zum Amt des Hofmeisters vgl. Haberkern/Wallach 1, 1980, S. 291.
  10. König 2, 1729, S. 1089 f.; Fischer 4, 29, Stammtafel v. Taubenheim 4.
  11. Büttner, Teil 1, S. 422.
  12. Zur Gießerfamilie Möring vgl. Nr. 186.

Nachweise

  1. Büttner, Teil 1, S. 423 (der Gußvermerk in A nur paraphrasiert).
  2. BKD Prov. Sachsen 3, S. 45 (nur der Anfang von A).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 188† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0018809.