Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 185 Hohenmölsen, St. Petri nach 1592

Beschreibung

Zweiteilige, gerahmte Sandsteintafel mit Devise, Jahresangabe, Bauinschrift, Fürbitte und Namen, ursprünglich über dem „alten Haupteingange“ der Kirche angebracht,1) jetzt in ca. 200 cm Höhe an der Nordseite des Westturms eingemauert. Erhabene Buchstaben auf je sieben eingetieften Schriftzeilen, die durch breite erhabene Streifen getrennt sind.

Maße: H.: 76,5 cm; B.: 128,5 cm; Bu.: 5,5–6,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. V(ERBVM) · D(OMINI) · M(ANET) · I(N) · AE(TERNVM)2) · 1592 / IST · DISE · KIRCH · IN · GOTTES · / NAM · GEBAVETa) · GOTT · THV · SI · / ANSCHAVN ·VND · HALT · / DARVEBER · DEINEb) · HANT ·ZV · / S(ANK)Tc) · PETER · IST · SI · GENANT · /SOLI · DEO · GLORIA3) · CT // DIE · ZEIT · WAR · ALLDA :d) / PETER · GARMAN · DO/MAL · BVRGEMEISTERe) · / GEORG · ROLANDf) · HEIN/RICg) · TEPEL · AMBROSI(VS)h) / REMEi) · BAVH(ERR) · SIMON · / BARTj) · CI · W · TOM TEIMERk)

Übersetzung:

Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. (...) Gott allein die Ehre. (...)

Versmaß: Deutsche Reimverse (4. bis 6. Zeile).

Kommentar

Die schlanken Buchstaben sind von gleichmäßiger Strichstärke, aber unterschiedlicher Breite und haben keine Sporen oder Serifen. Einzelbuchstaben und einzelne Worte neigen sich nach rechts. Als Worttrenner stehen Quadrangel. Bis auf eine Ausnahme gibt es keine Kürzungszeichen. Die Initialen der jeweils letzten Zeile sind bislang nicht aufzulösen.

Mit der meistverbreiteten protestantischen Devise beginnt eine Inschrift, die an die Wiederherstellung der 1578 abgebrannten Kirche in den Jahren von 1592 bis 1594 erinnert.4) Peter Garmann war erst Kantor in seinem Heimatort Eisenberg in Thüringen und dann von 1553 bis 1555 in Weißenfels. Dann wirkte er als Pfarrer von 1555 bis 1562 in Poserna und von 1562 bis 1596 in Wählitz. Als Emeritus starb er während einer Pestepidemie 1611.5) Die Zuständigkeit des Wählitzer Pfarrers Peter Garmann für die Kirche in Hohenmölsen liegt in der zeitweiligen Zugehörigkeit der Kirchgemeinde zur Pfarrei Wählitz begründet. Hohenmölsen war vermutlich bei Einführung der Reformation der Wählitzer Kirche angegliedert worden6) und erhielt erst 1612 wieder einen eigenen Pfarrer.7) Die drei BVRGEMEISTER stellten wahrscheinlich als Bürgermeister, Stadtrichter und Kämmerer die Führungsspitze des Stadtrats.8) Der BAVHERR Simon Bart war sicherlich der vom Rat beauftragte Baupfleger, der in anderen Inschriften auch als Aedil bezeichnet wird.9) Über sie und alle anderen inschriftlich genannten Personen ist nichts weiter bekannt.

Nach Mitteilung Heydenreichs wurde die Inschrifttafel erst 1609 angefertigt.10)

Textkritischer Apparat

  1. IN · GOTTES · NAM · GEBAVET] in Gottes Nahmen gebauen Büttner; in Gottes Namen wieder gebauen Otto; in Gottes Nam wieder gebauen Heydenreich.
  2. DEINE] seine Büttner, Otto, Heydenreich.
  3. SANKT] Sct. Heydenreich. Kein Kürzungszeichen.
  4. WAR · ALLDA :] war Pfarrer allda : Herr Büttner, Otto, Heydenreich.
  5. BVRGEMEISTER] Bürgermeister Büttner, Otto, Heydenreich.
  6. GEORG · ROLAND] George Roland Otto, George Rolandi Heydenreich.
  7. HEINRIC] Heinrich Büttner, Otto, Heydenreich.
  8. AMBROSIVS] Mit Kürzungszeichen.
  9. REME] Rehme Büttner, Rehm Otto, Heydenreich.
  10. BART] Barth Büttner, Otto, Heydenreich.
  11. TOM TEIMER] Am Original kein Wortabstand.

Anmerkungen

  1. Heydenreich 1840, S. 278.
  2. 1 Pt 1,25.
  3. Wahrscheinlich Rückübersetzung von 5 Mos 32,3 (Gott allein die Ehre).
  4. Büttner, Teil 1, S. 229 f.; Heydenreich 1840, S. 278; BKD Prov. Sachsen 3, S. 23; Zergiebel 1894, S. 465; Dehio 1999, S. 329. Bei Keyser 1941, S. 550 wohl irrtümlich 1568 als Jahr des Brandes angegeben.
  5. Heydenreich 1840, S. 380.
  6. Hohenmölsen ist noch bis zum ausgehenden 15. Jh. als selbständige Pfarrei nachweisbar (Zergiebel 1894, S. 464; Blaschke/Haupt/Wießner 1969, S. 42 und Karte 2). Heydenreich 1840, S. 283, 377 dagegen nimmt an, daß die Kirche schon lange vor der Reformation zu Wählitz gekommen sei. Ebenso BKD Prov. Sachsen 3, S. 23.
  7. Büttner, Teil 1, S. 230 et al.
  8. Der Stadtrat von Hohenmölsen umfaßte neben diesen drei Amtsinhabern noch zwei Beisitzer und (zumindest 1796) einen Amtsvertreter (Otto 1796, S. 230).
  9. Vgl. Nr. 280 (Bauherr) und 189(aedilis).
  10. Heydenreich 1840, S. 278.

Nachweise

  1. Büttner, Teil 1, S. 230 (unvollständig und in einer zeitgenössischen Gepflogenheiten angepaßten Schreibweise).
  2. Otto 1796, S. 233 (unvollständig und in einer zeitgenössischen Gepflogenheiten angepaßten Schreibweise).
  3. Heydenreich 1840, S. 278 (unvollständig und in einer zeitgenössischen Gepflogenheiten angepaßten Schreibweise).
  4. BKD Prov. Sachsen 3, S. 23 (nur die erste Zeile, ohne Jahreszahl).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 185 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0018508.