Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 174 Untergreißlau, St. Georgii 1582 (?)

Beschreibung

Grabplatte der Elisabeth von Landwüst, jetzt quergeteilt, beide Teile gegeneinander verdreht und als Bodenbelag in der südöstlichen Ecke des Schiffes verlegt. Auf der fragmentierten und stark abgetretenen Sandsteinplatte eine umlaufende Inschrift (Bibelzitat, Sterbevermerk), die sich in elf erhaltenen Zeilen im Binnenfeld der oberen Plattenhälfte fortsetzt. Die Inschrift auf der unteren Plattenhälfte bis auf Fragmente an der Schmalseite (dritte Zeile des Textes) verloren. Die eingetieften Buchstaben ursprünglich alle mit roter Paste ausgelegt.

Maße: H. (beider Teile): ca. 177 cm; B.: ca. 70 cm; Bu.: 5–6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Franz Jäger) [1/1]

  1. [- - -]ER LEBEN [- - -] / [- - -]ZIG IA[R] WENS HO[- - -] / [- - -]KOSTLICH GE/W[- - -]EWESEN DEN ES FERET // SCHNELLEDA[HI]Na) / A[L]Sb) FLOGEN WIR / DAVON1) / ANN[O]c) 158IId) IAR /D[E]N 5 A[P]RILLISe) IST / DI[E] ED[L]E VND VIL/[TH]VGENDSAMEf) /F[R]AWE ELISABET / VON LANDTWVS/TEN GEBORNN /[- - -]IN VON HAR/[- - -]2)

Kommentar

Die Schriftmerkmale sind wegen des schlechten Erhaltungszustandes schlecht oder gar nicht zu erkennen. Die schlanken Buchstaben haben Haar- und Schattenstriche sowie schwach ausgebildete Sporen oder Serifen. Die Buchstabenformen sind eher uneinheitlich: Zwar ist das A stets nach rechts geneigt, doch weist das R mal eine geschwungene, leicht schwellende Cauda, mal eine auswärts gebogene Cauda auf. Bei S sind mal die Bögen, mal der Mittelteil leicht schwellend.

Die von Landwüst besaßen von 1507 bis 1695 das sogenannte Obergut in Untergreißlau.3) Elisabeth war vielleicht die Gemahlin des Caspar von Landwüst auf Untergreißlau (1507–1560) gewesen.4)

Textkritischer Apparat

  1. DAHIN] Wahrscheinlich Nexus litterarum von A und H.
  2. ALS] Wahrscheinlich Nexus litterarum von A und L.
  3. ANNO] Wahrscheinlich Nexus litterarum von A und N.
  4. 158II] Lesung wegen Beschädigung unsicher; möglich auch 1588.
  5. APRILLIS] Wahrscheinlich Nexus litterarum von A und P.
  6. THVGENDSAME] Deutung der Buchstabenfragmente am Zeilenanfang unsicher.

Anmerkungen

  1. Ps 90, 10. Zu ergänzen nach Luther: „Vnser Leben wehret siebenzig Jar / wens hoch kompt so sinds achtzig jar / Vnd wens köstlich gewesen ist / so ists Mühe vnd Erbeit gewesen / Denn es feret schnell da hin / als flögen wir dauon.“ Die Lesung ist jedoch unsicher und die Darstellung der Umlaute unklar.
  2. Die Verteilung des Textes auf beide Plattenhälften wurde in der Edition nicht berücksichtigt; vgl. dazu a. die Beschreibung des Inschriftträgers.
  3. Trübenbach 1928, S. 37–40.
  4. Lebensdaten nach Trübenbach 1928, S. 37. Caspar v. L. soll aber nach Büttner, Teil 2, S. 346 schon 1556 verstorben sein.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 174 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0017405.