Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 171 Wengelsdorf, Kirche 1578

Beschreibung

Epitaph für Elisabeth von Biesenroth, 2001 aus der eingefallenen Kirche zu Schkortleben geborgen und in der Turmhalle der Wengelsdorfer Kirche aufgestellt. Sandsteinrelief mit architektonischer Rahmung. Zwischen zwei hohen Postamenten mit Pilastern, die ein schmales Gesims und einen attika-ähnlichen Aufsatz tragen, steht die Verstorbene, mit beiden Händen ein Buch an den Körper pressend. Sie trägt eine Haube und ein fußlanges gefälteltes Kleid, das nach unten aufschlägt und ein reich verziertes Untergewand erkennen läßt. Auf den Postamenten die Reliefs zweier Kleinkinder mit Namensbeischriften (C); an den Pilastern je zwei Vollwappen, das linke obere und die unteren mit Initialen (B). Auf dem Aufsatz eine erhabene vierzeilige Inschrift mit Sterbevermerk (A). Die übrigen Inschriften mit schmaler Kerbe eingetieft. Zahlreiche mutwillige Beschädigungen.

Maße: H.: 173 cm; B.: 90 cm; Bu.: 2,5–2,7 cm (A), 1,2–2,5 cm (B), 1,5 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [1/1]

  1. A

    [AN]NO DO[MIN]I 1578 DEN 1[.] [- - -] IST [- - -] / [E]DLE VNDEHRNTHVGENDTSAME FR[AW] [EL]ISABET EIN / GEBORNEMARSCHELCKEN IOB[T]a) VON BIESENRODT ELIGE / HASFRAWZV SOCHKORLEBENb) IN GOT SELIGLICHEN VORSCHEIDEN

  2. B

    I(OBST) V(ON) B(IESENRODT)c) / E V(ON) S // Dd) V(ON) G

  3. C

    ANGENESe) VON B(IESENRODT)c) // ANNA VO[N]

Wappen:
Biesenroth1)Landwüst (?)2)
Marschalck (?)3)(unbekannt)4)

Kommentar

Die Buchstaben der recht regelmäßig ausgeführten Inschrift A weisen kaum Besonderheiten auf; sie sind aber denen des Monogrammisten HK ähnlich. Die Schrift zeigt eine gleichmäßige Strichstärke; ihre Sporen sind oft dreieckig. Das A ist zumeist nach rechts geneigt; das M hat ein bis auf die Grundlinie herabgeführtes Mittelteil und gerade Hasten. R ziert eine am Bogen ansetzende, weit ausgebogene Cauda. Die Buchstaben der vierten Zeile der Inschrift A sind durchgängig kleiner als die übrigen (H.: 2,3 cm).

Elisabeth entstammt wahrscheinlich dem auf Burgholzhausen (Burgenlandkreis) ansässigen Zweig der Familie Marschalck (oder Marschalk, Marschall),5) ist aber bislang nicht genealogisch einzuordnen. Die beiden Mädchen auf den Postamenten stellen wohl früh verstorbene Töchter dar.

Die architektonische Rahmung des Epitaphs ähnelt sehr der des Epitaphs für die ebenfalls 1578 verstorbene Sybille von Neidschütz in der Kirche zu Löbitz. Die Schriftform des Löbitzer Grabmals scheint zwar ähnlich, die Schriftausführung aber derber zu sein.6) Dennoch könnten beide Epitaphien von demselben Bildhauer gefertigt worden sein, der vielleicht zwischen den verschwägerten Familien von Biesenroth und von Neidschütz vermittelt worden war.7)

Textkritischer Apparat

  1. IOBT] Sic!
  2. SOCHKORLEBEN] Sic! Für SCHKORTLEBEN.
  3. BIESENRODT] Auflösung nach Inschrift A.
  4. D] DER oder ein Name?
  5. ANGENES] Sic! Wohl für AGNES.

Anmerkungen

  1. Siebmacher VI, 6, Taf. 11.
  2. Siebmacher II, 3, Taf. 40; III, 2, Taf. 277. Identifizierung aber unsicher, da der Balken nicht (wie bei Siebmacher) mit drei Rosen belegt ist.
  3. Siebmacher II, 3, Taf. 43. Identifizierung aber unsicher, da die Büffelhörner nicht (wie bei Siebmacher) mit Fahnen besteckt sind. Auch stimmen die Initialen des mutmaßlichen Wappenträgers nicht mit den beigeschriebenen Initialen überein.
  4. Schild mit sechsstrahligem Stern und Helmzier aus Büffelhörnern.
  5. Vgl. Kneschke 6, 1865, S. 140–142, 145 f.
  6. Vgl. DI 9 (Naumburg 3), Nr. 443.
  7. Vgl. a. Nr. 195.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 171 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0017104.