Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 168† Lützen, St. Viti 1576

Beschreibung

Orgel mit Inschrift am „Rückpositiv“,1) 1839 durch eine neue ersetzt.2) Über die Schriftform und die Ausführung der Inschrift ist nichts bekannt.

Nach Dietmann.

  1. AVgVsto regnante fVIt LVX VLtIMa IVLIa)RVstICVs hoC LangVs non LeVe soLVIt opVs.i(d) e(st) a(nn)o 1576. / M(agister) B(althasar) K(aempff) S(enior) L(ucensis) / i(d) e(st) / M(agister) Balthasar Kaempff, Sen(ior) Luc(ensis)

Übersetzung:

Unter der Herrschaft des Augustus, als der letzte Tag des Juli war, hat Georg Lange dieses Werk nicht ohne Mühe bezahlt. Das ist im Jahre 1576. Magister Balthasar Kempff, Senior von Lützen (…).

Versmaß: Elegisches Distichon (1. und 2. Zeile).

Kommentar

Kürzungen sind durch Punkte markiert. Die lateinische Namensumschreibung Rusticus (= Bauer) ist eine Übersetzung des griechischen Namens Georg (= Georgos, Bauer). Die ersten beiden Zeilen der Inschrift enthalten ein Chronogramm aus römischen Zahlzeichen, deren Summe der Jahreszahl 1576 entspricht. Die teilweise Verdoppelung der letzten beiden Zeilen ist vielleicht auf einen Abschreibfehler des Kopisten zurückzuführen.

Mit Augustus ist sicherlich der von 1553 bis 1586 regierende sächsische Kurfürst August gemeint, unter dem Sachsen eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte erlebte.3) Die scheinbar zufällige Erwähnung Augusts in einem Vers mit dem Monatsnamen Juli könnte auch als ein Hinweis auf den antiken Namensvetter, den stets als vorbildlichen Herrscher verehrten ersten römischen Kaiser Octavianus Augustus aus dem Geschlecht der Julier, verstanden werden, in dessen Nachfolge der Autor den Kurfürsten August gesehen haben mochte. Nach dem Gentilnamen des römischen Kaisers ist der Monat bezeichnet.

Über Georg Lange ist nichts bekannt;4) er ist aber sicherlich nicht mit dem in Kamenz tätigen Orgelbauer Johann Lange (1543–1616) identisch, dem wohl wegen vorliegender Überlieferung die Lützener Orgel bislang zugeschrieben wurde.5) Die Orgel wurde 1575 begonnen und im Jahr darauf vollendet. Ihr Werk umfaßte 10 Register; ihr Prospekt war vermutlich aufwendig bemalt, denn ein Drittel der Anschaffungskosten entfielen allein auf den Maler.6) Magister Balthasar Kempff war Pfarrer in Lützen von 1547 bis 1590.7)

Textkritischer Apparat

  1. IVLI] Für IVLII.

Anmerkungen

  1. Dietmann 4, 1755, S. 1008.
  2. Schmekel 1858, S. 271; Mai/Schneider 1981, S. 3.
  3. NDB 1, S. 448 f. und Einleitung, S. XXII.
  4. Vielleicht war er Altarmann gewesen. Ein Georg Lange war von 1566 bis 1601 Pfarrer in Großgöhren (vgl. Nr. 183).
  5. Dähnert 1980, S. 305. Nach Mai/Schneider 1981, S. 2 f. soll Johann Lange noch ein Positiv gefertigt haben, das auf der Sängerempore gestanden hat.
  6. Dietmann 4, 1755, S. 1008. Jacob 1997, S. 2 hingegen schreibt, die Orgel sei schon 1568 begonnen worden. Vergleichbare, mit aufwendig bemalten Klappflügeln verschließbare Orgelprospekte derselben Zeit sind z. B. in den Schloßkapellen zu Celle (Niedersachsen) und Schmalkalden (Thüringen) erhalten (Orgelflügel 1997, S. 82 f., 110 f.).
  7. Vgl. Nr. 180.

Nachweise

  1. Bürger, Teil 1, S. 424.
  2. Dietmann 4, 1755, S. 1008.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 168† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0016807.