Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 164† Weißenfels, Kapelle des St.-Laurentii-Hospitals † 1574, 1642, 1648, 1681, 1683

Beschreibung

Wandmalerei mit Bau- und Stiftungsinschriften, historischen Nachrichten und Wappen in der 1876 abgerissenen Kapelle des St.-Laurentii-Hospitals. Die Anordnung der Inschriften unsicher; die Schriftformen nicht überliefert. In C zwei gleichartige Wappen. Unter D „das Bild eines in geistlichen Ornat gekleideten Mannes, der vor sich ein Wappenschild mit dem gekreuzigten Christus hält“.1)

Nach Heydenreich.2)

  1. A

    Anno D(omi)ni 1571 nach des Herren Christi unsers Erlösers und Seligmachers Geburt ist dieses Haus angefangen zu bawen und ist im iare 1574 den 20. October volbracht. / Gloria in excelsis Deo.3)

  2. B

    Anno D(omi)ni 1574 hat die erbare vnd dugentsame Frau Dorothea Müllerin Hansen Freitags seligen nachgelassene Wittwe 40 fl.a) zu diesem hospitale geschenkt. hievon alle iar 2 fl.a) Zinsen gefallen. dieselbige Zinse soll jederzeit auf den Tag Dorothea unter die armen dieses hospitals ausgeteilet werden nach anzal der Personen.

  3. C

    Caspar Meisch senior Vorsteher dieses hospitals S. Laurentii von Anno 1607–1608. / Caspar Meisch junior Vorsteher dieses hospitals S. Laurentii von Anno 1631–1639. / 1642 / Wer seinem Ampt und Dienst hier wohl weiß vorzustehen, dem wirdts [- - -]b)4)

  4. D

    Renovirt 1683 mense Septembris. / Caspar Vogelsinger Vorsteher 1648. Thomas Weydling Vorsteher 1681. Thomas Weisse Vorsteher 1683.

Übersetzung:

A (...) Ehre sei Gott in der Höhe.

Wappen:
Meisch5)

Kommentar

Das Hospital war 1269/74 gegründet und bei der zweiten Weißenfelser Kirchenvisitation 1540 zum Armenspital bestimmt worden. Außer der inschriftlich dokumentierten Stiftung sind für das 16. und 17. Jh. weitere Stiftungen bezeugt.6) Dem Hospital standen – soweit es die Überlieferung erkennen läßt – angesehene und wohlhabende Bürger vor, die auch andere öffentliche Ämter versahen. Der ältere Caspar Meisch war zwischen 1600 und mindestens 1612 Ratsverwandter und Stadtkämmerer; sein Sohn Caspar Meisch gehörte seit 1631 dem Rat an und amtierte zwischen 1646 und 1664 mehrfach als Bürgermeister.7) Thomas Weydling erhielt 1642 das Bürgerrecht von Weißenfels und wirkte als Stadtschreiber;8) Thomas Weisse erhielt 1647 das Bürgerrecht und ist von 1675 bis 1698 auch als Vorsteher des „Kirchenkastens“ der städtischen Pfarrkirche St. Mariae bezeugt. Der 1701 verstorbene Weisse hatte auch an der barocken Ausgestaltung der Marienkirche wesentlichen Anteil.9) Nur über Caspar Vogelsinger ist nichts weiter bekannt. Das Hospital mit seiner 1571–1574 erneuerten Kapelle wurde 1876–78 abgebrochen und durch einen Neubau an einem anderen, aber nahegelegenen Ort ersetzt.10)

Textkritischer Apparat

  1. fl.] Für Floren oder Florin (= Gulden).
  2. [- - -] Bei Heydenreich als Textverlust angegeben. Vielleicht zu ergänzen: im Himmel wohlergehen. Freundlicher Hinweis von Frau Marion Gronemann (Halle).

Anmerkungen

  1. Heydenreich 1840, S. 158.
  2. Die Schrägstriche in der folgenden Textedition markieren die in Heydenreichs Textabschrift eingefügten Absätze. Gliederung in vier einzelne Inschriften bzw. Inschriftengruppen durch den Bearbeiter.
  3. Wohl lateinische Rückübersetzung von Lk 2,14.
  4. Die letzte Zeile bringt vermutlich den Anfang eines Sprichworts, das den ideellen Verdienst einer pflichtbewußten Amtsausübung thematisiert.
  5. „Zwei in Roth und Weiß gemalte (...) Wappen, in deren Schilde die Gerechtigkeit mit Schwert und Waage dargestellt ist“ (Heydenreich 1840, S. 158).
  6. Zur Geschichte des St.-Laurentii-Hospitals vgl. Einleitung, S. XXIV f. Zu den Hospitalstiftungen vgl. a. Nr. 154, 224, 227, 244.
  7. Büttner, Teil 2, S. 114, 204, 215; Heydenreich 1840, S. 188; Thierbach 1986, o. S.; Thielitz 1988, S. 44 f., 48; Thielitz, Bürgermeister, o. S.
  8. Bürgerbuch, S. 35; Thielitz, Bürgermeister, o. S.
  9. Bürgerbuch, S. 36; Schieferdecker 1703 S. 31 f.; Lorenz 1903, S. 6, 14, 54.
  10. Lorenz 1903, S. 23; Thieme 1928, o. S.; Dehio 1999, S. 852.

Nachweise

  1. Heydenreich 1840, S. 157 f.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 164† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0016409.