Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 154(†) Weißenfels, Am Kloster 2 1570

Beschreibung

Epitaph für Margaretha von Watzdorf im südlichen Kreuzgangflügel des ehemaligen Klarissenklosters. Die Sandsteinplatte bei Abbruch der Klosterkirche beschädigt, 1925 instandgesetzt und am heutigen Ort aufgestellt.1) Ein kleiner Teil der an der Wand befestigten Platte in den Boden eingelassen. Relief mit Darstellung der Verstorbenen in rundbogiger Nische, die ein zweizeiliger Sterbevermerk (A) von der linken unteren zur rechten unteren Ecke umläuft. In der Nische ein zu A parallel laufendes, stark fragmentiertes Bibelzitat (B). An einer Konsole unter den Füßen der Verstorbenen Initialen (C) und ein Kreuz, neben der Konsole je ein Wappen. Die Schrifttechnik von A unbekannt; B erhaben, C mit schmaler Kerbe eingetieft.

Ergänzungen nach Lepsius.

Maße: H.: 191 cm; B.: 97 cm; Bu.: 4,5 cm (B), 5,5 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Lepsius 1837, Taf. 2. [1/1]

  1. A †

    DIE EHRWIRDIGE EDLE VILEIRNTVGENSANEa) MARGARETHAVON WATZDORFFb) DIS IVNCKFRAWENc) CLOSTERS EBTISSEN ISTIN CHRISTO / SELIGLICH ENTSCHLAFFEN DEN 31 MAII DES 1570IARS GOT VERLEIHE IHR VND MIR EINE FROLICHEAVFFERSTEHVNGd) AMEN

  2. B

    HERR DEINE TODE[N WERDEN] LEBEN VND [MIT DEM LEIBEAVFFERSTEHEN ESAIEe) 26.]2)

  3. C

    A(LLEIN) G(OTT) D(IE) E(HRE)f) 3)

Wappen:
Watzdorf4)Breitenbauch5)

Kommentar

Die Buchstaben in B sind stark nach links geneigt und mit Sporen verziert. Auffällig ist das mandelförmige O. Eine weitergehende Beschreibung charakteristischer Schriftmerkmale ist kaum möglich, da kein einziger Buchstabe unversehrt blieb.

Margaretha von Watzdorf (1505–1570) war 1515 in das Weißenfelser Kloster gekommen und 1519 in den Klarissenorden eingetreten. Sie bekannte sich zur Reformation und wurde nach dem Rücktritt der Äbtissin Euphemia von Plausigk 1540 zu deren Nachfolgerin gewählt. Sie erwarb sich Verdienste um das Kloster, ohne daß es ihr aber gelang, dieses als kirchliche Institution zu erhalten. Außerdem hat sie die Kloster- und die Marienkirche sowie die Hospitäler St. Laurentii und St. Nicolai mit verschiedenen Stiftungen bedacht.6) Ein weiteres Gedächtnisbild für sie hängt heute in der Marienkirche.7)

Textkritischer Apparat

  1. VILEIRNTVGENSANE] VILEHRTVGENSAME Vulpius, vilehrtugendsame Heydenreich, Vielehrtugensame Nitze.
  2. WATZDORFF] Watzdorf Heydenreich.
  3. IVNCKFRAWEN] IVNCK FRAVEN Vulpius.
  4. AVFFERSTEHVNG] AVFFRSTEHEN Vulpius.
  5. ESAIE] Esaiae Heydenreich.
  6. Zwischen den paarweise angeordneten Buchstaben ein Kreuz.

Anmerkungen

  1. Altertümer 1925, o. S.
  2. Paraphrase nach Jes 26,19.
  3. 5 Mos 32, 3. Die Initialen in moderner Schreibweise aufgelöst.
  4. Siebmacher II, 3, Taf. 60.
  5. Siebmacher II, 3, Taf. 23; VI, 13, Taf. 26.
  6. Otto 1796, S. 165, 172 f., 301 f.; Heydenreich 1840, S. 30 f.; Lepsius 2, 1854, S. 254 f.; Margaretha von Watzdorf 1863, S. 117–123; Nitze 1872, S. 64–77. Die biographischen Angaben hier nach dem neuesten Forschungsstand wiedergegeben (vgl. Säckl 2001, S. 13–21). Zur Geschichte des Klosters vgl. Einleitung, S. XVI.
  7. Vgl. Nr. 155.

Nachweise

  1. Vulpius, Teil 3, 1, S. 51 (Zeichnung).
  2. Heydenreich 1840, S. 102.
  3. Lepsius 3, 1855, Taf. XIV.
  4. Nitze 1872, S. 79 (A unvollständig, B in zeitgenössischer Schreibweise, ohne C).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 154(†) (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0015403.