Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 150 Wengelsdorf, Kirche 1566 (?)

Beschreibung

Epitaph für Friedrich (?) von Biesenroth, 2001 aus der eingefallenen Kirche zu Schkortleben geborgen und in der Turmhalle der Wengelsdorfer Kirche aufgestellt. Hochrechteckige reliefierte Sandsteinplatte, deren Rahmenleisten und deren unteres Viertel stark verwittert sind. Im eingetieften Binnenfeld eine flache Rundbogennische, in der ein langbärtiger Mann in spanischer Tracht mit hohem pelzgesäumten Hut und pelzgefüttertem Mantel mit Stehkragen steht. In seiner rechten Hand ein Paar Handschuhe, in seiner linken der Griff des gegürteten Säbels. Neben Haupt und Beinen je zwei Vollwappen, die den Plattenrand überdecken. Auf dem Plattenrand umlaufend der Sterbevermerk (A) aus erhabenen Buchstaben. Auf den Bogenzwickeln und unter dem Nischenbogen im Binnenfeld eine Fürbitte (B) aus eingetieften Buchstaben, unterbrochen durch den Hut des Dargestellten. Zwischen den Füßen das Monogramm des Bildhauers eingehauen (C).

Ergänzungen z. T. nach Fotografien.

Maße: H.: 182 cm; B.: 108,5 cm; Bu.: 4 cm (A), 2,3 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur mit Formen der gotischen Minuskel (A), Fraktur (B), Kapitalis (C).

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [1/1]

  1. A

    Ann(o) D(omini)a) 1566b) den [Ersten Dag] [- - -] / [- - -]c) [- - -] [vn]d [e]h[r]nvheste F[riderich]d) [von] / [- - -]dt [- - -] / [- - -]hene) vorschiden vnd seine[s] alttersf) [l]xxxg) Jar

  2. B

    [G]ott Wolle Im // Eine froliche // aufferstehnh) // v[erleihen]

  3. C †

    HK

Wappen:
Biesenroth1)Schönfeld2)
(unbekannt)3)Wolframsdorf4)

Kommentar

Die sehr charakteristische Schrift findet sich in der gleichen Form auf dem Epitaph des 1571 verstorbenen Hans von Posern in Poserna wieder. Es ist wie das vorliegende Epitaph ein signiertes Werk des Monogrammisten HK. Das aus Schkortleben stammende Grabmal ist das älteste, im Bearbeitungsgebiet nachweisbare dieses Bildhauers. Die Darstellung des Verstorbenen ist strenger und die Gestaltung der Platte schlichter gehalten als bei den jüngeren Werken.5)

Der wohl in hohem Alter verstorbene Friedrich von Biesenroth läßt sich genealogisch nicht einordnen.

Textkritischer Apparat

  1. Domini] Dem ersten Buchstaben schloß sich vielleicht noch ein weiterer oder/und ein Kürzungszeichen an.
  2. 1566] Lesung unsicher, auch 1560 möglich.
  3. [- - -] Es folgt ein Wappen. Danach noch die Buchstaben dl (?) und Buchstabenfragmente, die sich aber in keinen sinnvollen Zusammenhang bringen lassen.
  4. Friderich] Lesung nach Fotografie unsicher. Es folgt ein Wappen.
  5. [- - -]hen] Es folgt ein Wappen.
  6. altters] Sic!
  7. lxxx] Ergänzung des ersten überhöhten oder mit Oberlänge geschriebenen Buchstabens unsicher. Die Form des x ist wohl der Schreibschrift entlehnt und erinnert an eine spiegelverkehrte Neun.
  8. aufferstehn] Möglich auch aufferstehu. Für aufferstehung; kein Kürzungszeichen erkennbar. Danach Unterbrechung der Schriftzeile durch das Haupt des Verstorbenen.

Anmerkungen

  1. Siebmacher VI, 6, Taf. 11.
  2. Siebmacher II, 3, Taf. 53; III, 2, Taf. 414; VI, 13, Taf. 19.
  3. Gespaltener Schild: ein halber Adler (?), drei übereinander angeordnete Rosen. Als Helmzier ein Hund oder Bär.
  4. Siebmacher III, 2, Taf. 496; III, 2, 2, 1, Taf. 161; III, 7, Taf. 9; VI, 4, Taf. 79.
  5. Zum Werk des Monogrammisten HK vgl. Nr. 153.

Nachweise

  1. Fotografien im Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Halle.
  2. Fotografien in Besitz von Erika Freund, Schkortleben.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 150 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0015005.