Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 142 Teuchern, St. Georgii 1556

Beschreibung

Epitaph für Rudolf von Bünau, ursprünglich in der inneren Südwand der Kirche eingemauert, jetzt auf dem Kirchenboden abgelegt. Hochrechteckige Reliefplatte aus Sandstein, partiell beschädigt und mit Farbe dick überstrichen. Der Verstorbene, ein vollgerüsteter bärtiger Mann, kniend in Verehrung des Gekreuzigten dargestellt; seine Hände im Gebet aneinander gelegt. In der linken unteren Ecke der Platte ein Vollwappen, teilweise überdeckt durch die Beine des Dargestellten und eine Streitaxt, die neben den Knien abgelegt ist. Am Rand – ohne abgesetztes Schriftfeld – umlaufend Sterbevermerk und Segenswunsch (A), an mehreren Stellen durch das Relief unterbrochen. Die Buchstaben mit schmaler Kerbe eingetieft. Zwischen dem Haupt des Verstorbenen und dem in der linken oberen Ecke angebrachten Kruzifix ein Monogramm, vermutlich das des Steinmetzen (B).

Maße: H.: 185,5 cm; B.: 92 cm; Bu.: 4,5–6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [1/2]

  1. A

    DEN · 3 / MARTII · A(NN)Oa) · (15)56b) · IST · DER · ERNVEST [·] G//STRENGc) · RV//[DOL]Fd) [·] VON B[VN]AV [·] IN ·G[- - -]SCH//LAFFENe) · DEM · G(OT) · G(NADE) · A(MEN)f) ·

  2. B

    · MW ·

Wappen:
Bünau1)

Kommentar

Die schmal proportionierten Buchstaben sind in der Ausführung etwas ungelenk. Das linksgeneigte G hat eine Cauda, deren oberes Ende nach links abgewinkelt ist. Am Schaft des I ist rechtsseitig ein Halbnodus; das M hat ein kurzes Mittelteil und leicht geneigte Hasten; das O ist mandelförmig. Die zumeist leicht geschwungene Cauda des R ist ausgestellt. Die Sporen sind von unterschiedlicher Stärke und z. T. von kräftiger dreieckiger Ausbildung. Als Worttrenner stehen Quadrangel. Die Reduzierung der Jahreszahl auf Zehner und Einer, eine sogenannte Minderzahl, ist nicht unüblich, aber selten.

Der Monogrammist MW ist sonst nicht nachgewiesen. Wegen der Ähnlichkeit der Kopfgestaltung ist eine Schulung des Bildhauers in der Werkstatt der älteren Teucherner Grabplatten nicht auszuschließen; die Schrift jedoch ist von gänzlich anderer Art. Ungewöhnlich ist auch die Gestaltung der Platte. Das Relief nimmt fast die gesamte Fläche in Höhe und Breite ein, ohne daß eine umlaufende Schriftzeile durchgängig abgesetzt wäre. Der mittelalterliche Bildtypus der Ewigen Anbetung war noch bis in das 17. Jh. gebräuchlich.2)

Rudolf von Bünau, vermutlich der drittälteste der vier in Teuchern beerdigten Brüder,3) wurde 1504 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Er übernahm das väterliche Gut in Teuchern und pflanzte die Linie von Bünau auf Teuchern fort.4)

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Kein Kürzungszeichen.
  2. 1556] Kein Kürzungszeichen; sinngemäß ergänzt.
  3. GSTRENG] Sic!
  4. RVDOLF] Über dem V Striche.
  5. G[- - -]SCHLAFFEN] Ergänzung unklar, da die in Analogie zu anderen Grabinschriften einzufügenden fünf Buchstaben und der Wortabstand mit Worttrenner (G[OT · ENT]SCHLAFFEN) in dem vorhandenen Spatium kaum Platz gefunden hätten.
  6. DEM GOT GNADE AMEN] Ergänzt nach Nr. 129.

Anmerkungen

  1. Siebmacher II, 3, Taf. 24; III, 2, 2, 1, Taf. 27; III, 2, 2, 2, Taf. 23. Die sehr kleinen Wappenhelme hier vertauscht.
  2. Vgl. dazu Nr. 129.
  3. Vgl. Nr. 127.
  4. Matrikel Leipzig 1, S. 460; Mansberg 2, 1904, S. 528; Gotha 1905, S. 236; Fischer 4, 18, Stammtafel v. Bünau 60 f.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 142 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0014203.