Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 132 Teuchern, St. Georgii 1547

Beschreibung

Epitaph für den Naumburger Domdechanten Dr. Günther von Bünau, ursprünglich in der inneren Südwand der Kirche eingemauert, jetzt auf dem Kirchenboden abgelegt. Hochrechteckige Reliefplatte aus Sandstein, im unteren Drittel stark verwittert. Umlaufend erhabene Schriftleiste mit Sterbevermerk und Fürbitte aus linear eingehauenen Buchstaben, an der linken Langseite zum größten Teil abgearbeitet. Im Binnenfeld die ganzfigürliche Darstellung des Geistlichen mit reich gefälteltem Rochett, Almutie und Birett, in den erhobenen Händen ein Buch haltend. Den Verstorbenen überfängt ein profilierter Blendbogen. In dessen Zwickeln sitzen dreiblättrige Blüten, deren spitz auslaufende Blütenblätter in die Ecken hineinwachsen. Über dem Haupt des Geistlichen, den Bogen und die Schriftleiste überdeckend, ein Wappen. Vor seinen Füßen ein von drei Putten gehaltenes Vollwappen.

Maße: H.: 193 cm; B.: 98 cm; Bu.: 6,5–7,5 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [1/2]

  1. · AN(N)Oa) · M · D · XLVIIb) · AM · PFINGST · / ABENT · IST · IN · GOT · VORSCHIDE[N · D]ER · ERWIRDI[GE] [- - -] / [- - -] / [- - -] · G(NADE) · A(MEN)c) ·

Datum: 1547 Mai 29.

Wappen:
Bistum Naumburg1)
Bünau2)

Kommentar

Die Schrift gleicht der auf den älteren Epitaphien in Teuchern gebräuchlichen. Der Deckbalken des A kragt z. T. linksseitig, z. T. beidseitig über. I und N haben Ausbuchtungen an Schaft bzw. Schrägschaft, bei N rechtsseitig, bei I mal links-, mal rechtsseitig. Als Worttrenner stehen Quadrangel.

Die frontale Darstellung des Geistlichen in standestypischer Kleidung mit Buch ist ein mittelalterlicher Bildtyp, an dem auch nach der Reformation noch lange festgehalten wurde. Im Gegensatz zur traditionellen steifen Pose des Verstorbenen agieren drei muntere Putten, die das Bünausche Wappen und die dazugehörigen beiden Wappenhelme halten.

Die Chorherrenkleidung und das Todesdatum sind sichere Indizien dafür, daß es sich um ein oder das Epitaph für den Naumburger Domherrn Günther von Bünau aus dem Haus Teuchern handelt. Er war vermutlich der zweitälteste der vier in Teuchern bestatteten Söhne Günthers von Bünau auf Teuchern.3) Seit 1499 studierte er in Leipzig, wo er 1503 zum Baccalaureus promoviert wurde.4) Bereits 1515 wird er als Senior (sic!) und Scholaster des Naumburger Domstifts genannt.5) Geistliche aus dem weitverzweigten Geschlecht derer von Bünau sind mehrfach als Dignitäre des Naumburger Domstifts nachweisbar, so z. B. der 1519 verstorbene Domdechant Günther aus dem Haus Schkölen,6) dessen unmittelbarer Nachfolger Günther aus dem Haus Teuchern wurde. Als Dechant war er einer der höchsten Repräsentanten des Naumburger Domkapitels. 1542 schlug er eine Kandidatur für das Bischofsamt mit Hinweis auf sein hohes Alter aus. Im Jahr darauf resignierte er7) und zog sich vermutlich nach Teuchern zurück.8) Er soll einundsiebzigjährig gestorben sein.9)

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Kein Kürzungszeichen. A. d. Mansberg.
  2. XLVII] Die beiden I-Buchstaben erheblich kleiner und in die Ausbuchtung des Wappenschildes eingestellt.
  3. GNADE AMEN] Ergänzt analog Nr. 129.

Anmerkungen

  1. Siebmacher I, 5, I, Taf. 65; hier linksgewendet.
  2. Siebmacher II, 3, Taf, 1, 7; III, 2, 2, 1, Taf. 27; III, 2, 2, 2, Taf. 23.
  3. Vgl. Nr. 127.
  4. Die Identität mit dem in den Leipziger Universitätsmatrikeln genannten „Guntherus de Bunaw“ ist allerdings nicht zweifelsfrei gesichert (vgl. Matrikel Leipzig 1, S. 432 und Matrikel Leipzig 2, S. 400).
  5. Fischer 4, 18, Genealogie v. Bünau S. 86 und Stammtafel v. Bünau 60 f.
  6. Vgl. DI 6 (Naumburg 1), Nr. 63.
  7. König 2, 1729, S. 137; Braun 1796, S. 25; Wießner 1998, S. 969; Fischer 4, 18, Genealogie v. Bünau S. 86.
  8. 1544 in Teuchern weilend (Kaiser 1926, S. 82).
  9. Grabsteine 1926, o. S.

Nachweise

  1. Mansberg 2, 1904, S. 570.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 132 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0013207.