Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 125 Meuchen, Kirche vor 1539

Beschreibung

Geschnitztes und farbig gefaßtes Kruzifix mit Titulus (A) und quadratisch verbreiterten, goldgrundierten Kreuzenden. Darauf die Evangelistensymbole gemalt, die Schriftrollen mit den schwarz aufgemalten Namen der Evangelisten halten (B). Der erste Name steht auf dem unteren, der zweite auf dem rechten, der dritte auf dem linken und der vierte auf dem oberen Kreuzbalken.

Maße: H.: ca. 101 cm; B.: 74 cm; H. und B. der Kreuzenden: 12,5 cm; Bu.: 2,3 cm (A), 0,7–1,0 cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/3]

  1. A

    I(HESVS) N(AZARENVS)a) R(EX) I(VDEORVM)1)

  2. B

    S(ANCTVS) MATHEVS // S(ANCTVS) MARCVS // S(ANCTVS) LVCAS // S(ANCTVS) IOHANESb)

Übersetzung:

A Jesus von Nazareth, König der Juden.

Kommentar

Der Deckbalken des rechtsgeneigten A kragt gelegentlich nach rechts, immer aber weit nach links aus. Das E ist zweibogig; das M hat einen verkürzten Mittelteil und schräggestellte Hasten. Haar- und Schattenstriche sind bei A, H, M, N, S und V unregelmäßig gesetzt. Die Sporen haben verschiedenartige Formen. In Inschrift A zeichnet sich das I durch eine linksseitige Ausbuchtung sowie der erste und dritte Buchstabe durch schaftparallele Zierstriche aus.

Die Besetzung der Kreuzenden mit den Evangelistensymbolen ist seit dem 11. Jh. üblich gewesen.2) Die Anordnung der Evangelistensymbole weicht hier aber von dem allgemein üblichen Schema ab, nach dem links der Engel und danach, im Uhrzeigersinn fortfahrend, Adler, Stier und Löwe an den Kreuzbalken angebracht sind. Datiert wurde das Kruzifix in Meuchen nach der Schriftform und dem Jahr der offiziellen Einführung der Reformation, nach dem wahrscheinlich die Anschaffung solcher Bildwerke nicht mehr opportun war.3)

Textkritischer Apparat

  1. NAZARENVS] Die Initiale spiegelverkehrt.
  2. IOHANES] Die letzten beiden Buchstaben restauriert.

Anmerkungen

  1. Nach Io 19,19.
  2. Haussherr 1979, S. 144; vgl. a. Niehr 1992, S. 159 f. (Nr. 4), 185 f. (Nr. 20), 338 f. (Nr. 114); Laabs 2000, S. 71–74, 230, 232, 235.
  3. Bei Dehio 1999, S. 568 in die erste Hälfte des 16. Jh. datiert.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 125 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0012502.