Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 120 Goseck, St. Mariae et Michaelis vor 1539

Beschreibung

Farbige Wandmalerei an der östlichen Schildwand der Nordseite der quadratischen, in vier Jochen gewölbten Krypta der Klosterkirche.1) In der Mitte der Wand über Haupt und Nimbus eines gerade noch in Umrissen erkennbaren Heiligen ein mehrfach verschlungenes Schriftband, dessen Text bis auf einige wenige Silben, Buchstaben und Buchstabenfragmente erloschen ist. Die Lesung fast durchweg unsicher.

Maße: B. (Spruchband): 19 cm; Bu.: 10–11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. [- - -]d[- - -]alit ·a) corp[- - -]b) / [- - -]g · d[.]kani[- - -]c)

Kommentar

Die Buchstaben sind mit einem breiten Pinsel großzügig bis flüchtig ausgeführt und haben eine schwankende Höhenstellung auf dem Schriftband. Das erste lesbare a ist doppelstöckig, das zweite einstöckig. Auch das d tritt in zwei Formen auf: Es besteht einmal aus einem eingerollten, mehrfach gebrochenen Bogen und einmal aus Bogen und Haste. Die Schrägbalken des k sind auf den Mittelteil der Haste reduziert. Als Worttrenner dienen Quadrangel mit Zierhäkchen an den Ecken. Die zweite, mit Schrägstrich abgesetzte Zeile der Inschrift steht auf dem zweiten Überschlag des Schriftbandes.

Krypta und Chor der Klosterkirche wurden 1046 bzw. 1053 in der noch heute erhaltenen Form geweiht2) und gehören zu den ältesten erhaltenen Sakralbauten Mitteldeutschlands. Die Ausmalung der Krypta aber, von der umfangreiche, jedoch stark verblaßte Reste an den Schildwänden und Gewölben erhalten sind, entstand erst in spätgotischer Zeit.3) An den Wänden befanden sich Heiligendarstellungen und Schriftbänder. Doch die erhaltenen Textfragmente – auch die, die noch an der Ostwand der Krypta zu erahnen sind – lassen sich nicht mehr in einen sinnvollen Zusammenhang bringen.

Wegen des offensichtlichen Zusammenhangs mit Heiligendarstellungen muß die Inschrift vor der Reformation angebracht worden sein.

Textkritischer Apparat

  1. [- - -]d[- - -]alit ·] Nach dem ersten lesbaren Buchstaben ein Überschlag des Schriftbandes und ein großes Spatium mit mehreren, nicht mehr deutbaren Buchstabenfragmenten. Nach dem Worttrenner noch ein Überschlag des Schriftbandes.
  2. corp[- - -] Nach dem dritten Buchstaben vielleicht ein hochgesetztes Kürzungszeichen.
  3. d[.]kani[- - -] Der letzte Buchstabe etwas überhöht und deshalb schwer deutbar; auch l oder Schaft-s möglich. electorv(m) Lesevorschlag Dr. Sebastian Scholz, Mainz.

Anmerkungen

  1. Gemeint ist der obere Raum der heute in zwei Geschosse geteilten Krypta.
  2. Ahlfeldt 1968, S. 16 f.; Schmitt 1999, S. 29, 31 f. Zur Klostergeschichte vgl. Einleitung, S. XV.
  3. Dehio 1999, S. 218.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 120 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0012007.