Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 104 Goseck, Schloß 1519

Beschreibung

Kielbogenportal mit Stabwerkgewände aus grauem Sandstein an der Westseite eines risalitartig hervorspringenden Bauteils am Nordflügel des Schlosses. Hier schloß sich ursprünglich ein Gebäudetrakt an, der das heute dreiflügelige Schloß zur Vierflügelanlage ergänzte. Vielleicht wurde bei Abbruch dieses Bauteils vor 1854 das Portal an den heutigen Standort versetzt.1) An den Bogenschenkeln des partiell überarbeiteten und teilweise erneuerten Portals eine Jahresangabe; ihre Buchstaben eingehauen.

Maße: H.: 293 cm; B. (mind.): 160 cm; Bu.: 5,5–6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. · Anno · d(omini)a) · // · 1519 ·

Kommentar

Die Schriftkonturen des ersten Teils der Inschrift sind sehr verwittert. Die Worte trennen einzelne Quadrangel; am Ende der Inschrift befinden sich zwei übereinander gesetzte Quadrangel und ein rankenähnliches Ornament. In den Vertiefungen der Zahlen haben sich Spuren weißer Farbe (?) erhalten. Das Portal ist sicherlich bei einem Umbau der Klostergebäude unter dem 1518/19 urkundlich bezeugten Abt Hilarius von Buxdorf2) entstanden und bei Errichtung des Schlosses vor oder um 16023) wiederverwendet worden. Außer diesem und drei weiteren, an der Hofseite des Schlosses befindlichen Stabwerkportalen (ohne Inschriften)4) sind offenbar keine Bauteile oder plastisch verzierte Spolien der ehemaligen Klostergebäude erhalten geblieben.

Textkritischer Apparat

  1. domini] Kein Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Ältere Abbildungen zeigen durchweg diesen Schloßflügel, der aber auf einem 1854 entstandenen Gemälde zweifelsfrei nicht mehr abgebildet ist (Schmitt 1999, S. 38 f., insbesondere Abb. 14–16).
  2. Hilarius von Buxdorf vertrat 1518 auf der Sitzung des Generalkapitels der Bursfelder Kongregation das Kloster Goseck (Schmitt 1999, S. 41, Anm. 16) und stellte 1519 der Weißenfelser Fischerzunft eine Urkunde aus (Küchler 1822, S. 23; Sturm 1844, S. 53).
  3. Vgl. Nr. 223.
  4. Eine Portaleinfassung wurde für einen Wandbrunnen verwendet; die beiden anderen Portaleinfassungen sind möglicherweise Nachbildungen des 19. Jh. (vgl. a. Schmitt 1999, S. 39 f.).

Nachweise

  1. Küchler 1822, S. 23.
  2. Sturm 1844, S. 53.
  3. BKD Prov. Sachsen 27, S. 128.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 104 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0010403.