Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 102† Weißenfels, St. Mariae (1517)

Beschreibung

Tafelbild für den Altar der kindlichen Märtyrer Simon und Conrad mit Darstellung der Marter und Anrufung des hl. Simon, noch 1703 an einem Pfeiler im Kirchenschiff angebracht.1) Die Schriftform nicht überliefert.

Nach Büttner.

  1. O seeliger Simon, du truta) unschuldiges Kind.

Kommentar

Das Wort trut war wohl zur Entstehungszeit des Tafelbildes schon altertümlich, da es sich bislang nur in dem bis Ende des 15. Jh. gebräuchlichen mittelhochdeutschen Wortschatz nachweisen ließ.2)

1517 stiftete Ursula Günther den Hll. Simon und Conrad einen Altar mit Altarbild, an dem ein Terminierer, d. h. ein in Weißenfels Almosen sammelnder Bettelmönch, jeden Monat eine Messe zum Wohle ihrer Kinder lesen sollte.3) Das Bild stellte die angebliche rituelle Tötung des Christenkindes Simon durch Juden zu Trient 1475 dar.4) Die kirchlicherseits stark propagierte Simonsverehrung wurde verbunden mit dem wohl nur regional verbreiteten Kult des hl. Conrad, der 1303 im nordthüringischen Weißensee von Juden gemartert worden sein soll.5) Schon Schöttgen und Kreysig trugen Zweifel am Wahrheitsgehalt der Überlieferung vor. Der Altar wurde wohl 1583 mit den übrigen Nebenaltären beseitigt.6)

Textkritischer Apparat

  1. trut] Mhd. traut, lieb.

Anmerkungen

  1. Schieferdecker 1703, S. 15.
  2. So bei Benecke 3, 1861, S. 111 und Lexer 2, 1876, Sp. 1550, nicht aber bei Götze 1967.
  3. Nach Büttner, Teil 2, S. 99 waren an der Stiftung mehrere Frauen beteiligt.
  4. Zur Simonslegende vgl. Germania Judaica III, 2, S. 1466 f.; LCI 8, 1976, Sp. 373.
  5. Schieferdecker 1703, S. 16–18; Schöttgen/Kreysig 1731, S. 595–610; Germania Judaica II, 2, S. 875 f.
  6. Otto 1796, S. 312.

Nachweise

  1. Büttner, Teil 2, S. 99.
  2. Schieferdecker 1703, S. 15.
  3. Schöttgen/Kreysig 1731, S. 599 f.
  4. Otto 1796, S. 312.
  5. HJR 1928, o. S.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 102† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0010209.