Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 97 Pettstädt, St. Annae 1515

Beschreibung

Glocke; die Platte durch einen starken Grat abgesetzt. Auf der Haube zwei Stege; an der Schulter umlaufend eine Anrufung, eine Jahresangabe und ein Monogramm aus erhabenen Buchstaben zwischen zwei Stegpaaren. Am Ende der Inschrift ein Medaillon (D.: 7,5 cm), das einen Engel mit dem Schweißtuch Christi zeigt, ein Wappen (H.: 7 cm) mit erhabenem Wappenbild, ein erhabenes Monogramm (H.: 8,4 cm) und ein zweites Medaillon (D.: 2,5 cm) mit unkenntlichem Bild. Am unteren Stegpaar ein Fries aus mehreren in großen Abständen angebrachten Weinblättern. Am Wolm zwei weitere Stege.

Maße: H. (m. Kr.): ca. 110 cm; D.: 116 cm; Bu.: 4,5–6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. a(n)no · d(omi)ni · mo · ccccc · xv · hilf · s(an)cta · a(n)na · · selb drita) · GWb)

Wappen:
Stadt Halle1)

Kommentar

Die Buchstaben weisen – wie für den Hallischen Gießer typisch – ein flaches Relief, eine breite Strichstärke und eine ungleiche Höhenstellung auf der 8,8 cm breiten Schriftzeile auf. Die Wortabstände sind unregelmäßig und die Buchstabengrößen stark differierend. Als Worttrenner stehen Rauten.

Auch ihr Schmuck weist die Glocke als Werk des sogenannten Hallischen Gießers aus.2) Das Medaillon mit dem Schweißtuch Christi gehört zu den häufig gebrauchten Glockenzierden seiner Werkstatt. Das Monogramm jedoch zeichnet diese, eine andere, 1516 entstandene Glocke in Delitzsch (Sachsen) und eine dritte, auf 1517 datierte Glocke in Abtlöbnitz (Burgenlandkreis),3) die sich auch durch andere Details als Werke des Hallischen Gießers zu erkennen geben, vor allen anderen Glocken des Gießers aus. Das Monogramm besteht aus einem eingerollten G, das mit einem W verschränkt ist. Das W schließt eine gekrümmte fünfzackige Krone. Drei Zacken haben Kleeblattform. Der Monogrammist ist von Heinrich Bergner als Georg Wolgast, Vater oder Großvater eines zu Anfang des 17. Jh. tätigen Gießers gleichen Namens, identifiziert worden,4) doch könnte es sich auch nur um eine zufällige Übereinstimmung der Initialen handeln.

Textkritischer Apparat

  1. selb drit] Das i spiegelverkehrt. Auf den anschließenden Worttrenner folgt das Medaillon mit dem Schweißtuch Christi. Zwischen den beiden Worten sah Bergner ein weiteres Relief, das tatsächlich aber nicht vorhanden ist.
  2. GW] Es folgt das andere Medaillon.

Anmerkungen

  1. Siebmacher 1, 4, Taf. 110. Hier ein sechs- und ein siebenstrahliger Stern.
  2. Zum Hallischen Gießer vgl. Nr. 86.
  3. Fotografien im Glockenarchiv des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Halle; BKD Prov. Sachsen 16, S. 53; BKD Prov. Sachsen 26, S. 23; DI 9 (Naumburg 3), Nr. 416.
  4. BKD Prov. Sachsen 26, S. 237. Danach Thieme/Becker 36, 1947, S. 226.

Nachweise

  1. BKD Prov. Sachsen 27, S. 190.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 97 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0009703.