Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 77 Lützen, St. Viti 4. Viertel 15. Jh. / Anfang 16. Jh.

Beschreibung

Glocke (Schlagton gis) mit beschädigter Krone, „Pümmel-Glöckgen“ genannt, seit 1875 nicht mehr geläutet1) und jetzt in der Turmhalle abgestellt. Unter der Schulter erhabene Inschrift mit Nomen sacrum und Heiligennamen zwischen Taustäben (A); darunter hängende Lilien. Auf der Flanke das Pilgerzeichen des Hl. Quirinus von Neuß (H.: ca. 7,5 cm) mit nicht lesbarer Namensbeischrift (B) zu Füßen des Heiligen.2) Am Wolm zwei Stege.

B nach Köster.

Maße: H. (m. Kr.): ca. 39 cm; D.: 39,2 cm; Bu.: 2,0–2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    ih(esu)sa) maria s(ancta) barbara s(ancta) katherinab) s(anctus) iacobus s(anctus) paulus

  2. B†

    S(anctvs) qvirinvsc)

Kommentar

Einige der sonst regelmäßig gebildeten Buchstabenformen weisen Besonderheiten auf: Der untere Schrägbalken des k ist parallel zur Haste gesetzt und von einem Quadrangel bekrönt, das durch Reduktion des oberen Schrägbalkens entstanden ist. Die Sporen des (durchweg) runden s sind zu einem schmalen Diagonalstrich zusammengezogen, der einen grafischen Kontrast zu den breiteren Bogenstrichen bildet. Die Oberlängen aller in Frage kommenden Buchstaben sind verbreitert und schrägrechts abgeschlossen und enden rechtsseitig mit einem Sporn. Die Buchstaben haben eine leicht differierende Höhenstellung. Außer dem Kürzungsstrich über dem ersten Wort finden sich keine Kürzungszeichen. Die artifizielle Ausformung einzelner Buchstaben bzw. Buchstabenteile und die Ausprägung der Oberlängen weisen auf eine späte Entstehung der Minuskelschrift.3)

Textkritischer Apparat

  1. ihesus] Der erste Buchstabe überhöht (Großbuchstabe?).
  2. katherina] catherina BKD Prov. Sachsen 8.
  3. Nach Köster wird der Schriftzug nach dem ersten und vor den beiden letzten Buchstaben durch die Füße des Heiligen unterbrochen.

Anmerkungen

  1. Bürger, Teil 1, S. 400, 407; Mai/Schneider 1981, S. 7 f.
  2. Vgl. Köster 1957, S. 81, Abb. 48. Den Hinweis auf die Herkunft des Pilgerzeichens gab Dr. Rüdiger Fuchs, Mainz.
  3. Nach anderer (welcher?) Überlieferung soll die Glocke 1450 gegossen worden sein (Mai/Schneider 1981, S. 7).

Nachweise

  1. Bürger, Teil 1, auf S. 407 eingeklebter Zettel (nur A).
  2. Sommer 1874, S. 128 (nur A).
  3. BKD Prov. Sachsen 8, S. 86 (nur A).
  4. Köster 1957, S. 81, Abb. 48 (nur B).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 77 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0007701.