Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 67 Weißenfels, St. Mariae 2. Hälfte 15. Jh.

Beschreibung

Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber mit Sechspaßfuß und erneuerter Kuppa mit Tülle (17. oder 18. Jh.). Am Nodus sechs rautenförmige, mit blauer Emaille ausgelegte Rotuli, darin sechs erhabene Buchstaben eines Nomen sacrum. Auf den Zungen des Nodus gravierte Maßwerkornamente. Ein auf dem Fuß aufgenietetes Kruzifix verloren.1)

Maße: H.: 24,8 cm; D.: 14,8 cm (Kuppa), 15,6 cm (Fuß); Bu.: 0,7–8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. h//i//l//v//n//d

Kommentar

Das Wort hilvnd (= Heiland) steht für das häufiger am Nodus angeschriebene Ihesus. Die ungewöhnliche Schreibung war aber bislang lexigraphisch nicht nachzuweisen.2) Entspricht die Monophtongierung der ersten Silbe von ei zu i mittelniederdeutscher Lautung,3) so ist hingegen die Verdumpfung des a zu u im Mittelhochdeutschen zu finden.4) Ob sich diese sprachliche Eigenart aus der Lage der Stadt Weißenfels im Grenz- bzw. Übergangsbereich des Mittelniederdeutschen und des Mittelhochdeutschen erklärt oder andere Ursachen hat, bleibt offen, da der Herkunftsort des Gefäßes unbekannt ist. Datiert wurde der Kelch nach Katalog Magdeburg 2001.

Anmerkungen

  1. Zu Lorenz’ Zeit noch vorhanden.
  2. Für sprachgeschichtliche Auskünfte zu vorliegender Inschrift danke ich Frau Dr. Christine Wulf, Göttingen.
  3. Vgl. die Variante „hyllanth“ für „heilant“ (Mittelniederdeutsches Handwörterbuch 2, Sp. 260).
  4. Vgl. Weinhold 1883, S. 33, 86.

Nachweise

  1. Lorenz 1903, S. 63.
  2. Köhler, Inventar 1994, Nr. IV.
  3. Katalog Magdeburg 2001, S. 289 (Nr. 89).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 67 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0006705.