Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 27 Röcken, Kirche um 1400 (?)

Beschreibung

Glocke mit hochgewölbter Platte und stark fallender Haube. An der Schulter umlaufend Heiligenname und Bibelzitat zwischen zwei Stegen. Die Buchstaben erhaben. Am Wolm drei Stege.

Maße: H. (m. Kr.): ca. 70 cm; D.: 60 cm; Bu.: 4,7–5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. + panccacivsa) · pax · vobi[s]b) · ego · xvmc)1) ei

Übersetzung:

Pankratius. Friede sei (mit) euch. Ich bin es (...).

Kommentar

Die Inschrift zeigt variierende Buchstabenformen (u. a. bei e und i). Bemerkenswert ist die Ausgestaltung des g, dessen abgeknickter oberer Bogenabschnitt nach rechts über die Haste hinausragt. Dort setzt ein geschwungener Zierstrich an, der vom oberen Bogenende zum unteren Ende der Haste hinabläuft. Der untere Bogen des g ist leicht geschwungen. Der untere geknickte Bogenabschnitt des p überschneidet den Schaft. Das x besteht aus zwei gekreuzten Schrägschäften und einem Balken. Der rechtsschräge Schaft ist zweifach abgewinkelt, der linksschräge hat umbrochene Enden. Am Anfang der Inschrift steht ein gleicharmiges Kreuz. Die Buchstaben sind in regelmäßigen Abständen gesetzt; als Worttrenner dienen Dreiecke und Rauten. Wegen der altertümlichen Form ihrer Haube wird die Glocke in die Zeit des ersten Auftretens der gotischen Minuskel im mittleren Saalegebiet zu datieren sein.

Mit den bei Lukas überlieferten Worten erschien Christus vor den Jüngern, um ihnen seine leibliche Auferstehung zu offenbaren und ihnen aufzutragen, den Völkern das Evangelium zu predigen. Im Zusammenhang mit dem Zitat ist das letzte Wort der Inschrift (ei, lat. dem, der) allerdings unverständlich.

Die Glocke war wohl dem hl. Pankratius geweiht.

Textkritischer Apparat

  1. panccacivs] Sic! Wohl für pancracivs. Die rechte Haste des n und die beiden letzten Buchstaben spiegelverkehrt.
  2. vobis] Die Haste von b kürzer als der gebrochene obere Teil des Bogens. Der fünfte Buchstabe sinngemäß ergänzt, da das vorhandene Schriftzeichen trotz klarer Umrißbildung nicht bestimmbar ist.
  3. xvm] Sic! Für svm.

Anmerkungen

  1. Lc 24, 36.

Nachweise

  1. BKD Prov. Sachsen 3, S. 215.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 27 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0002701.