Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 322 Huglfing, Pfarrkirche St. Magnus 1642

Beschreibung

Wappengrabplatte für Urban Morhart und seine Ehefrau Sabina, geb. Hofer zu Urfahrn. Innen, Sebastianskapelle, Südseite, die mittlere Platte. Rotmarmor. Querrechteckige Platte. In der Mitte in einer umlaufenden Rahmenleiste Architekturrahmen mit Fruchtgirlanden, Podesten mit Schädeln und Ohrmuschelwerkornamenten. Im Feld unten zwei Ohrmuschelwerkkartuschen mit Vollwappen, in der Mitte dazwischen Vase mit Feuer und Engelskopf, darüber in ellipsoidem Ohrmuschelwerkrahmen Schriftfeld (I). An beiden Seiten des Mittelfeld zwei breite Leisten mit je vier Wappenschilden mit Beischriften (II).

Maße: H. 96 cm, B. 180 cm, Bu. 2,6 cm (I), 2,5 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. I.

    A(nn)oa) 1642 . den 4 . Oct(ob)r(is) starb der Wol Edlgeborn Herr Vrban / Morhart von Offenwang Zu Romeggb) Ettalischer Pfleger Beede Kay(serliche) / Gericht Murnau vnd Amergau seines alters im 73 . vnd der Pfleg im 30 . Jar / A(nn)oa) 1630 . den 20 . Februarij starb die Wol Edl geborne Frau Sabina / geborne Hofferin von Vrfahrn Zu Romegg sein Ehefrau ihres / alters im 55 . Jar derer beed(en)c) vnd allen Christglaubigen Seelen Gott / gnedig vnd Barmbhertzig sein Wölle Amen

  2. II.

    Morhart1) Hoffer2) 
    Zachenberger3) Hirshau4) 
    Guetrather5) Soitter6) 
    Gschwindt7) Beittinger8) 

Wappen:
Morhart1), Hofer2).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel LII.

Der in Huglfing gelegene Besitz Rameck kam im Jahre 1609 in den Besitz von Urban Morhart. Er erwarb es aus dem Vermögen seines Schwiegervaters Mathäus Hofer, als dieser seinen Besitz wegen Überschuldung versteigern lassen mußte9). Gernhardt10) gibt an, daß der auf dem Grabmal vermerkte Todestag von Sabina Morhart nicht stimmen kann, da Ferdinand Freiherr von Töring noch am 15. Juli 1630 an Urban und Sabina Morhart den Zehnt von Huglfing verliehen hat. Urban Morhart war der Vater von Johann Friedrich Morhart, der schließlich den Besitz Rameck dem Kloster Polling überließ. Mit ihm starb die Familie aus11).

Urban Morhart wurde 1612 ettalischer Pfleger und versah dieses Amt über 30 Jahre bis zu seinem Tod am 4. Oktober 1642.

Die linke Zierleiste mit den vier Wappen zeigt die Verwandtschaft von Urban Morhart auf. Die Zachenberger waren ursprünglich Bürger von Burghausen. Im Jahre 1515 wird ein Hans Zachenberger, der sich „zu Offenwang“ nennt, Alleinbesitzer eines dortigen Anwesens. Von diesem übernehmen die Morhart offenbar durch Heirat den kleinen Edelsitz Offenwang bei Laufen und fügen dies ihrem bürgerlichen Familiennamen bei11).

Die Gutrather sind mit Familienstämmen in Laufen und Salzburg ansässig. Der Laufener Familienstamm dürfte zur Verwandtschaft der Morhart gehört haben, da diese wohl auch aus der Laufener Gegend stammen11).

Ebenso dürften dort wohl auch die Gschwindt ihre Heimat haben, denn 1523 bis 1525 ist ein Arsazius Gschwindt Stadtrichter in Laufen und Eustach der Gschwindt ist 1527 Pflegsverwalter in Tettelheim im Salzburger Gebiet11). Aus diesen verwandtschaftlichen Beziehungen läßt sich erschließen, daß auch die Morhart ursprünglich aus dem Rupertiwinkel stammten.

Angehörige der Familie Hirschau waren als Beamte in Mühldorf, Berchtesgaden, Ebersberg, Mering, Wolfratshausen, Mindelheim und auch Weilheim tätig12).

Die Soitter (Soyter, Seutter, Seuter) sind eine alte Bürgerfamilie in Landsberg. Melchior Soitter war Geheimrat und Kanzler im Bistum Freising. Er heiratete die Tochter Constanzia des Augsburger Humanisten Konrad Peutinger. Eine Tochter dieses Melchior Soitter dürfte die erste Frau von Mathäus Hofer gewesen sein. Daraus erklärt sich wohl auch der Wappenschild der Peutinger auf der rechten Seite der Platte13).

Textkritischer Apparat

  1. o verkleinert auf mittlerer Höhe.
  2. Der untere, umgeknickte Abschnitt des linken Bogens des o ist direkt mit dem abgeknickten und geschwungenen rechten Teil der Fahne des Schaft-s der darunterliegenden Zeile verbunden.
  3. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. BayA1 21.
  2. BayA1 5.
  3. Bg11 14.
  4. Si2 67.
  5. BayA2 57.
  6. BayA3 86.
  7. Gespalten, je ein aufrecht stehender Fisch abgewandt. Vgl. zur Familie auch Emerich, Morhart-Hofersche Epitaphien 60.
  8. Peutinger: BayA3 4.
  9. Rückert, Herren von Rameck Nr. 24.
  10. Gernhardt, Huglfing Nr. 34.
  11. Emerich, Morhart-Hofersche Epitaphien 58; Rückert, Herren von Rameck Nr. 24; vgl. den Gedenkstein von 1668 in der Stiftskirche von Polling; Emerich, Morhart-Hofersche Epitaphien 60; Schmidtner, Überblick Polling 52.
  12. Sigmund Hirschauer war 1587 Kastner in Weilheim.
  13. Emerich, Morhart-Hofersche Epitaphien 60f.

Nachweise

  1. Gailler, Vindelicia Sacra 190; Kdm OBB III (Weilheim) 706; Emerich, Morhart-Hofersche Epitaphien 59–61; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 155 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 322 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0032205.