Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 312 Schongau, Friedhofskirche St. Sebastian 1633

Beschreibung

Epitaph für Hans Stattmiller, seine Ehefrau Maria, geb. Widemann, und ihre Töchter Walburga und Cordula. Innen, an der Südwand des Chores. Sandstein. Hochrechteckige Platte. In zwei Zonen geteilt. Oben unter einem Rundbogen, in dessen Zwickeln zwei Engelsköpfe sind, Kruzifixus mit Titulus (I) auf einem Schriftband. Links und rechts des Kreuzes hochelliptische Wappenkartuschen in Lorbeerrahmen mit Vollwappen, links und rechts der Oberwappen jeweils Initialen der Wappenführer (II). Zu Füßen des Kreuzes kniet links auf einem Schemel der Verstorbene, rechts, ebenfalls auf einem Schemel, die verstorbene Ehefrau, vor ihr die zwei Töchter, die vordere auch auf einem Schemel. Über den Köpfen des verstorbenen Hans Stattmiller sowie seiner Ehefrau und einer Tochter ist ein kleines Kreuz eingeritzt. An der Vorderfront des Schemels der Ehefrau ist klein das Monogramm des Steinmetzes Hans Mair eingeschlagen (III). Der obere Teil des Epitaphs wird durch eine Leiste vom unteren Teil abgegrenzt, auf dieser Leiste in der Mitte ein Engelskopf, rechts und links davon Teilverse eines Spruchs (IV). Im unteren Teil, in einem Rollwerkrahmen, Schrifttafel mit Sterbeinschrift (V). Das Epitaph war wohl farbig gefaßt. Spuren der Bemalung sind noch erkennbar.

Maße: H. 148 cm, B. 93 cm, Bu. 2 cm (I), 3 cm (II), 1,5 cm (III), 2,7 (IV), 2,5 cm (V).

Schriftart(en): Kapitalis (I, II, III), Fraktur (IV, V).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

I.

  1. I N R I

II. linke Wappenkartusche

  1. H(ANS)a) // S(TATTMILLER)

rechte Wappenkartusche

  1. M(ARIA)a) // W(IDEMANN)

III.

  1. H(ANS) M(AIR)

IV.

  1. · Gestorben Muess Es seinn · Gib dich nur willig dareinb) ·

V.

  1. An(n)o 1633 Den 12 Maij // starb der Ehrbar bescha/ide(n) hanns Stattmiller Pyerbray Alhie · An(n)o 1633 / den 20 May starb die Erntugendsam Fr(au) Maria ẉịḍ/mnin sein Eheliche hausfraw sampt 2 dechteren / Walburga starb im 16̣2̣9 Jar den 24 Jenner An(n)o 16⟨..⟩ / starb die Ehrnṭụg̣ensamc) Chordula Gott sey ine Alle gn(ädig)

Versmaß: Deutscher Reimvers. (IV)

 
Wappen:
Stattmiller1), Widemann2).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel LI und LVI.

Hans Stattmiller ist erstmals in Schongau im Jahre 1594 erwähnt3). Er war der Sohn von Hans Stattmiller d. Ä. und dessen Ehefrau Ursula4), die insgesamt mindestens vier Kinder hatten. Hans Stattmiller war Bierbrauer. Er ist als Ratsmitglied auf dem Gemälde des Jörg Schätzlin5) und dem des David Hummel6) verewigt. Die Ehefrau Maria Widemann stammte aufgrund des abweichenden Wappens wohl nicht aus der Familie des Bürgermeisters Mathias Widemann7). Die auf dem Epitaph erwähnte Tochter Walburga, die am 24. Januar 1629 starb, wurde im Mai 1610 getauft8). Auch von der Tochter Cordula ist bekannt, daß sie im November 1613 getauft wurde. Hans Stattmiller und seine Ehefrau Maria starben beide im Mai des Jahres 1633. Zu dieser Zeit herrschte in Schongau die Pest9).

Hans Mair, der Steinmetz des Epitaphs, wurde in Ebersbach geboren. Bevor er nach Schongau kam, war er mit der Tochter des Augsburger Dompfalzvogtes verheiratet. 1614 heiratete er dann die Tochter des Michael Opser aus Schongau10). Von ihm stammt auch das Grabmal von David Hummel11).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt das Oberwappen.
  2. Zeile zwischen den Versen durch Engelskopf unterbrochen.
  3. Sic! Abweichend von der ersten Nennung mit h und ohne d.

Anmerkungen

  1. Bg2 47.
  2. Bärtige Halbfigur mit Hut und erhobenen bekleideten Armen, ein Kranz in den Händen.
  3. Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 54.
  4. Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 53.
  5. Vgl. Nr. 225.
  6. Vgl. Nr. 224.
  7. Vgl. Nr. 161.
  8. Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 54.
  9. Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 54.
  10. Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 63.
  11. Vgl. Nr. 279.

Nachweise

  1. Kdm OBB II (Schongau) 597; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 394 (mit Abb.); Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 52–54.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 312 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0031209.