Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 311† Weilheim, Stadtpfarrkirche St. Pölten 1632

Beschreibung

Gedenkinschrift auf einer Votivtafel anläßlich der Meßstiftung des Martin Päntzinger und des Mathias Schmid in der ehemaligen St. Anna Kapelle. 1865 von Böhaimb abgeschrieben1), also wohl noch im Original vorhanden. Vermutlich anläßlich der Kirchenrenovierung von 1867 verloren2). Jedenfalls benutzt Schmidtner nach seiner eigenen Angabe 1893 die Abschrift Gaillers3).

Text nach Gailler, Vindelicia Sacra.

  1. Sechzehen Hundert Zwey und DreißigWar die Zahl zu Mercken fleißig,Feur, Krieg, als Fort: Stadta) ausgstanden,D’Hunger=Noth darauf vorhanden,Hat hier Pest den Sitz bekommenVill der Menschen fort genommen;In groesten Laidb) dacht jederman,St. Anna ist, die helffen kan;Darum der Rath ein gantzes Jahr,Versprach auf dem Capelln=Altar,Am Mittwoch Ihr zu ehren,Ein Meß allzeit soll khoerenc);Der Burgerschaft diß vorgelegt,Gantz eifrig z’halten hat bewegtDazu sie noch ihr Schutz=Frau gnennt,In kurtzen hatte Pest ein End.Martin Pautzingerd) ein eifriger Mann,Mathias Schmid der Naegste daran,Die Messen daß den Fortgang haettenEin Stifftung nach genuegen thaeten:Von ihnen kommt, das alle WochenSt. Annae wird ein Meß gesprochen,Wan heutigs Tags ein Noth entsteht,Die Stadt zur Mutter Anna geht.Zu jeder Zeit und StundenIhr Hilff sie hat empfunden.

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Das Votivgedicht bezieht sich auf die im Jahre 1632 in Weilheim und Umgebung herrschende Pest.

Martin Pautzinger ist sicher mit Martin Päntzinger4) identisch, der in Weilheim Gastwirt und Mitglied des Äußeren und Inneren Rates und Bürgermeister war. Er war ein eifriger Verehrer der Hl. Anna und maßgeblich an deren Wahl zur Stadtpatronin beteiligt. Die von der Stadt für die Dauer eines Jahres gestiftete Wochenmesse wurde von ihm im Jahre 1636 „auf ewig gestiftet“5). In der Kirche St. Pölten befindet sich auch ein von Elias Greither geschaffenes Votivbild, das ebenfalls Martin Päntzinger mit seiner Ehefrau Anna Moosmüller gestiftet hat6). Ebenso ist Päntzinger Stifter eines der Deckengemälde in der Friedhofskirche St. Salvator in Weilheim7). Martin Päntzinger starb am 29. August 1648 in Weilheim.

Über Mathias Schmid ist nichts bekannt8).

Textkritischer Apparat

  1. D’Vorstadt Böhaimb, Chronik.
  2. größtem Leid Böhaimb, Chronik.
  3. g’hören Böhaimb, Chronik.
  4. Päntzinger Böhaimb, Chronik.

Anmerkungen

  1. Böhaimb, Chronik 215.
  2. Mauthe/Schmid, St. Pölten 4.
  3. Schmidtner, Überblick Weilheim 103.
  4. Böhaimb, Chronik 215 und Schmidtner, Überblick Weilheim 103geben den Namen jedenfalls mit Päntzinger wieder.
  5. Vgl. Böhaimb, Chronik 103f.
  6. Vgl. Nr. 256.
  7. Vgl. Nr. 192.
  8. 1652 stiftet der Weilheimer Goldschmied Matthias Schmid eine Messe an die Stadtpfarrkirche (vgl. Heberlein, Was ihr dem geringsten 464). Ob er mit dem hier genannten Mathias Schmid identisch ist, ist unklar.

Nachweise

  1. Gailler, Vindelicia Sacra 347; Böhaimb, Chronik 215; Schmidtner, Überblick Weilheim 103.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 311† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0031102.