Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 298 Weilheim, Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt 1627

Beschreibung

Beischrift zu den Deckenfresken im Langhaus „Botschaft von der Menschwerdung Gottes“ im ersten Langhausjoch von Osten (I), „Botschaft vom Tod Mariens“ im ersten Langhausjoch von Westen (II)1). Umlaufende Inschrift am Rahmen des Tondo. Schrift vermutlich bei der Renovierung nach dem 2. Weltkrieg erneuert2).

Maße: D. ca. 330 cm, Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. I.

    · VIRGINIS VT CASTAE IAM SPIRITVS ESSET AB ALTO MENTI · ERGO VIAM GABRIEL ACCELERA · VISITVR ARCA JVDAE · MARIA SALVE AMATRIX GRATIA PLENA DEI · EST TECVM DOMINVS ·

  2. II.

    · AETHEREA IVSSIT PALMAM VESTEMQVE PARENTI · FERRI PER ALIGERI CHRISTVS AB ARCE MANVS ·CANDIDA VESTIS ERAT · CVR NON RVBICVNDA? · DECEBATMATREM · NAM VIRGO CANDIDA SEMPER ERAT ·

Übersetzung:

Damit der Geist von der Höhe rasch bei dem Geiste der reinen Jungfrau sei, (sprach Gott Vater:) „so beschleunige denn die Reise, Gabriel!“ – Judas Schrein3) wird aufgesucht. (Da spricht Gabriel:) „Gegrüßt seiest du, Maria, die du Gott liebst, der Gnade voll! Der Herr ist mit dir.“ (I)

Christus hat seiner Mutter durch die Hände eines Engels von der Himmelsburg einen Palmenzweig und ein Gewand bringen lassen. Es war ein weißes Gewand. Warum kein rotes? (Nun, dieser) Mutter ziemte (ein weißes Gewand), denn sie war immerfort eine reine Jungfrau (geblieben). (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach dem Ave Maria Gebet. (I)

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Die Bilder stammen von Johannes Greither, dem Sohn Elias Greither d. Ä. Vgl. dazu auch die vorhergehende Nummer.

Der Text der Inschrift II bezieht sich auf den in den Legenden um den Tod Mariens vielfach geschilderten Besuch eines Engels bei Maria, um ihr ihren nahen Tod zu verkünden. Der Engel übergibt Palme und Sterbekleid4). Die Konzeption des Weilheimer Bildprogramms mit seiner mariologischen Ausrichtung stammt vermutlich vom Stadtpfarrer Dr. Johannes Weiß (1621–25), der den Kirchenneubau veranlaßte, oder seinem Nachfolger Sebastian Kranz (1625–31), auch die Einflussnahme durch Münchener Jesuiten scheint möglich5).

Anmerkungen

  1. Zu Darstellung und Ikonographie vgl. Corpus I (Weilheim-Schongau) 554f., 556–558.
  2. Zu Restaurierungsgeschichte vgl. Corpus I, 554.
  3. Judas Schrein (arca iudae) spielt auf die Herkunft Jesu vom Stamme Juda an (vgl. hierzu Hebr 7, 14 und Gen 49, 10).
  4. Vgl. dazu Kretzenbacher, Sterbekerze passim (40 zu Gewand und Palmzweig). Mauthe/Schmid, Mariae Himmelfahrt 8; Corpus 1 (Weilheim-Schongau) 554 und 556; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 564.
  5. Corpus 1 (Weilheim-Schongau) 553.

Nachweise

  1. Mauthe, Kirchen Weilheim 10; Mauthe/Schmid, Mariae Himmelfahrt 8; Corpus 1 (Weilheim-Schongau) 554 und 559; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 564.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 298 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0029805.