Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)
Nr. 296 Schongau, Friedhofskirche St. Sebastian 1627
Beschreibung
Wappengrabplatte für Michael Staiger, seine Ehefrau Maria, geb. Helder (Höldrich), und ihre Kinder. Innen, Nordwand des Chores. Sandstein. Hochrechteckige Platte in drei Zonen geteilt. Oben die betende Familie zu beiden Seiten eines Kruzifixes. Darunter Wappenmedaillon. Unten ellipsoide Schrifttafel in profiliertem Rahmen. Im oberen Teil in der Mitte Kruzifix mit Titulus (I) unter einem von zwei Diensten getragenen, oben durch Gebälk begrenzten Bogen, dessen Bogenfeld mit einem Engelskopf gefüllt ist. Links und rechts davon zwei leicht hochrechteckige Schriftfelder (II, III) in Volutenrahmen, die unten jeweils mit einem Engelskopf abschließen. Auf der linken Seite des Kreuzes knien der Vater mit den Söhnen in zwei Reihen, links die beiden Ehefrauen mit den Töchtern, ebenfalls in zwei Reihen, die Verstorbenen mit Kreuz, alle Familienmitglieder waren mit Namen bezeichnet, die der hinteren Reihe über den Köpfen, die der vorderen Reihe unterhalb, auf einem Steg, der den Fußboden darstellt (IV,V). Darunter in einem Perlstabrahmen mit Engeln, Voluten und Fruchtgehängen zwei Vollwappen. Im Medaillon, am oberen Rand, zwischen den beiden Helmzierden Jahreszahl (VI), links und rechts der beiden Helmzierden Monogramme (VII). In der Mitte unten, ein weiterer Wappenschild. In der untersten Zone querelliptisches Schriftfeld in profiliertem, vegetabil verziertem Rahmen mit Stifterinschrift (VIII). Oberfläche leicht abgegangen.
Ergänzt nach einem Foto der Inschriftenkommission von 1983.
Maße: H. 205 cm, B. 105 cm, Bu. 3 cm (I), 2,5 cm (II, III), 1,5 cm (IV, V), 4 cm (VI, VIII), 4,5 cm (VII).
Schriftart(en): Kapitalis (I, VII), Fraktur (II, III, IV, V, VIII), Arabische Ziffern (VI).
Textkritischer Apparat
- y mit zwei Punkten.
- Unsicher, ob Wortbestand ursprünglich gekürzt.
- Lesung von links nach rechts, Namen versetzt übereinander ansteigend; am Beginn noch Schaftreste erkennbar.
- Sic!
- Schaftreste erkennbar.
- Noch sichtbar zwei Schäfte und Kürzungszeichen.
- Lesung von links nach rechts, Namen versetzt übereinander ansteigend.
- Jahreszahl in der Mitte, MS links, MH rechts von den Wappen.
Anmerkungen
- Bg8 79.
- Bg7 9.
- Eine Geige.
- Vgl. Nr. 225.
- Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 51.
- Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 52.
- Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 51.
- Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 52.
- Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 52.
- Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 52.
Nachweise
- Kdm OBB II (Schongau) 597; Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 50ff; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 393f. (mit Abb.).
Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 296 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0029609.
I.
I N R I
II.
An(n)o 16⟨..⟩ den ⟨---/---⟩ starb Der / EhrnVest fyrne(m)a) / Michaell staiger / Alhie der Almecht=/ige Gott Welle Im / Ein freliche [Aufer=]/stehu(n)g Ve[rleihen]
III.
[An(n)o] 1592 Den [2]9̣ / [--- starb d]ie Ehrntug[./--- Maria] helderị[n / sein] Erste hausfraẉ / An(n)o 16⟨..⟩ den ⟨---⟩ / starb die Ehrntugesa[m]b) / sywillaa) Geigerin sein / an[der] hausfraw Gott / trest ire liebe sellen Amen
IV. Über den männlichen Familienmitgliedern
---]c) // Benedict // S[---] // [---] Hannß · Andereasd) · // Der Vatter Michael staiger ·
Unter den männlichen Familienmitgliedern
---]che) · Narcisus · Hann[s · M]elcher · Andereasd) · her han(n)ß J[---]f)
V. Über den weiblichen Familienmitgliedern
· Annag) · // · Vrssula · // · Maria · Sywillaa) ·
Unter den weiblichen Familienmitgliedern
Susanna vnd Maria 2 Closter frawen gewes[t]
VI.
1627
VII.
M(ICHAEL) S(TAIGER) // M(ARIA) H(ELDER)h)
VIII.
Gott Vnd Maria Zue Lob Vnd Ehernd) / hatt Der EhrnVest firnem Michael staiger · / gewester BurgerMaister Alhiẹ den stain fir sain / vn[d ---] zue Einer G[e]ḍ[ä]chtnus mache[(n) l]assẹ(n)
Kommentar
Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel LI.
Michael Staiger wird erstmals im Jahre 1576 in Schongau erwähnt. Im Jahre 1605 ist Staiger als Ratsherr auf dem Gemälde des Jörg Schätzli genannt4). Er erwirbt noch im Jahre 1631, als er bereits das 80. Lebensjahr überschritten hat, ein Anwesen in Schongau5). Sein Todesdatum ist nicht bekannt. Staigers erste Ehefrau Maria Helder (Höldrich) starb 1602. Wann die Hochzeit mit der zweiten Ehefrau Sibylle stattgefunden hat, ist nicht bekannt, jedoch muß es vor 1609 gewesen sein, da sie in diesem Jahr als Sibylle Staiger im Pfarrregister geführt wird6). Sie stirbt im Jahre 16387).
Auf dem Epitaph sind zehn Knaben und vier Mädchen dargestellt, von denen wohl die meisten aus der ersten Ehe stammen dürften, da aus der zweiten Ehe nur ein Kind bekannt ist, das 1620 Maria Magdalena getauft wurde8).
Von dem auf dem Epitaph genannten Sohn Benedikt ist bekannt, daß er im Jahre 1606 als Franziskaner-Pater die Primiz in Schongau feierte und gleichzeitig sein Bruder Hans Jakob die Profeß als Franziskaner-Mönch ablegte9).
Melchior Staiger ist wie sein Vater als Kaufmann in Schongau nachgewiesen. Er war dreimal verheiratet und hatte mindestens elf Kinder.
Der Sohn Andreas Staiger war viermal verheiratet. Im Jahre 1651 erscheint er im Amt des Bürgermeisters. Zudem amtierte er als Kastner des Klosters Steingaden in Schongau. Andreas Staiger starb im Jahre 165710).
Über die übrigen Nachkommen von Michael Staiger ist nichts bekannt, außer der Angabe des Epitaphs, daß die Töchter Susanne und Maria ins Kloster eintraten.